Monika Fuchs, unsere ‚Füchsin‘, hat wenig mit der Titelheldin der Kriminalfilmreihe ‚Die Füchsin‘ gemeinsam. Während die dortige Heldin eine Spionin ist und ein zurückgezogenes Leben führt, findet sich Monika Fuchs in der HR-Welt ‚all over the place‘. Sie übernimmt Moderationen, Beratungen und spricht über Themen wie KI-Transformation und strategisches HR-Management. Doch am besten hören Sie selbst, wie vielseitig und inspirierend Monikas Perspektiven sind.

Monika Fuchs: https://www.fuechsin.at

Transkript

Monika Fuchs:
Wenn Arbeit von der KI ersetzt wird, dann muss ich doch auch meine Mitarbeitenden weiterentwickeln. Das heißt, ich muss sie begleiten, muss ihnen die Optionen geben, sich auch entsprechend diesen Veränderungen anzupassen und ihnen Optionen bieten.

Richard:
Monika Fuchs, herzlich willkommen.

Monika Fuchs:
Hallo, servus.

Richard:
Schön, dass ich dich zu uns gebracht habe. Du nennst dich die Füchsin. Ich würde dich ja eher als die Wölfin bezeichnen, als die Füchsin. Aber das Bild ist sehr schön. Das heißt, du bist sehr umtriebig, du bist sehr viel unterwegs. Ich habe versucht, ein bisschen zu lernen, was du alles gemacht hast. Du bist Mutter zweier Kinder, wenn ich das richtig gesehen habe. Bist aber in mehreren Firmen unterwegs. Hast dich in letzter Zeit gerade einer anderen Firma angeschlossen. Kannst du uns ein bisschen darüber erzählen?

Monika Fuchs:
Sehr gerne. Danke mal für die Einladung und das Gespräch heute. Ja, ich bin selbstständige Unternehmensmitarbeiterin. Vor allem fokussiert auf das Thema HR-Management als die Füchsin. Die Füchsin kommt natürlich von meinem Nachnamen. Mona. Die weibliche Form des Fuchses ist ja eigentlich die Fee. Aber in dieser Hinsicht auch ein gewisses Branding für mich, die Füchsin. Und das ist auch richtig. Ich bin gerade auch bei einem zweiten Unternehmen eingestiegen als Co-Gründerin. Wir nennen uns Jobtreffer und haben eine Matching-Plattform etabliert bzw. erstellt, die vorurteilsfreies Recruiting. Sozusagen unterstützt. Können

Richard:
Wir gleich dabei bleiben, bevor ich vielleicht wieder zur Teilvorstellung zurückkehre. Gerne. Was heißt Jobtreffer und was macht Jobtreffer?

Monika Fuchs:
Jobtreffer ist eine Plattform für Unternehmen, wo wir einen wissenschaftlichen Fragebogen zur Verfügung stellen, der Kulturdimensionen bewertet. Das heißt, Führungskräfte führen einen Fragebogen zum Thema, was ist die Erwartungshaltung an Bewerber und Bewerberinnen aus und das Gegenstück wird vom Bewerber oder Bewerberin ausgefüllt. Und man matcht sich anhand von Erwartungshaltung. Erwartungshaltungen und Kulturdimensionen. Also

Richard:
Tinder für HR.

Monika Fuchs:
Es ist von der Grundüberlegung her Tinder für HR, genau.

Richard:
Hoffentlich wird man nicht so schnell weggewischt

Monika Fuchs:
Dabei. Nein, man kann nicht wischen. Man

Richard:
Kann nicht wischen. Gut. Jobtreffer ist also ein weiteres Standbein für dich. Richtig, genau. Aber du hast ja von deiner Ausbildung her, würde ich sagen, ein sehr breites Feld. HR ist ja nicht immer dein Fokus gewesen, sondern erst später geworden. Du wurdest dann irgendwann HR-Chefin der Merkur. Also doch, weißt du, 1.500 Leute. Also doch eine ganze Menge. Genau. Jetzt, wenn du heute das Recruiting siehst oder wenn du heute junge Leute siehst, die in einen Arbeitsprozess hinein vielleicht geschubst werden oder vielleicht hineinwollen, wie siehst du das als jemand, der sich mit diesem Feld beschäftigt hat, jetzt über die letzten 10, 15 Jahre, die Veränderung und auch die massive Veränderung durch Corona?

Monika Fuchs:
Also das Recruiting hat sich sehr stark verändert in den letzten 15 Jahren. Also wir sind ja damals von einer Krise 2009 gekommen, wo erstmal die Finanzkrise ausgelöst ist, Immobilienthematiken. 2008, 2009. Damals gab es ein Überangebot an Arbeitskräften am Arbeitsmarkt, weil sehr viele Unternehmen leider kurzfristig beschlossen haben, Mitarbeiter freizusetzen.

Richard:
Schon mit Alter 50, 55 beginnend hat man sich rausgeschubst, Golden Handshake und fertig Gott und Fall

Monika Fuchs:
Nicht. Genau. Also nicht nur altersbedingt, aber auch Personen, die es kurzfristig in der Organisation haben. Auch junge Leute wurden freigesetzt und vom Gefühl her war das bei Corona anders. Also in dieser Krise haben die Unternehmen völlig anders reagiert. Sie haben versucht, hauptsächlich auch die Bewerber und Bewerberinnen zu halten, beziehungsweise Menschen zu halten in den Organisationen.

Richard:
Weil sie ihnen davon gelaufen sind?

Monika Fuchs:
Genau. Und wir haben mittlerweile über diese letzten 15 Jahre, hat sich natürlich ergeben, dass es zu einem Arbeitnehmermarkt geworden ist. Das heißt, das Angebot der Arbeitskräfte hat sich massiv dezimiert und Unternehmen sind händeringend auf der Suche nach nicht nur guten Leuten, sondern Personen.

Richard:
Was machst du jetzt als Recruiter oder als HR-Verantwortliche? Zu dir kommen junge Leute, die sagen, 25 Stunden ist das Maximum, vielleicht 27 Stunden. Ihr hättet gerne ein Elektroauto, wenn es geht an Tesla und wenn mein Kind schreit, gehe ich heim. So. Und jetzt hast du Mitarbeiterinnen, die sind 50, die verdienen gleich viel Geld, die arbeiten 40 bis 50 Stunden. Plötzlich entsteht eine Neiddiskussion, die es vorher nicht gegeben hat, die aber schon beim Recruiting dich vor fast unlösbare Aufgaben stellt. Wie geht man damit um?

Monika Fuchs:
Ja, es ist sehr schwierig. Also die Anforderungen ans Recruiting sind massiv gestiegen, aber nicht nur ans Recruiting, sondern generell an Unternehmenskulturen und Werte, die Unternehmen vermitteln. Das heißt, man muss sich auch gute Strategien machen. Das heißt, man muss sich auch gute Strategien als Organisation zurechtlegen.

Richard:
Employer

Monika Fuchs:
Branding. Employer Branding, natürlich. Aber auch Kulturwerteführung, wie geht man mit der Herausforderung um, dass sozusagen die junge Generation sehr viel fordert, man sehr langjährige Mitarbeiter auch in der Organisation hat, auch ältere Mitarbeiter, die vielleicht den Vorzug des heutigen Arbeitsmarktes so nicht nutzen konnten bei ihrem Einstieg und dass man dann auch es schafft, diese Generationen miteinander zu verbinden. Und man muss glaube ich auch den jungen Kandidaten und Kandidatinnen klar mitgeben, ja, ihr könnt heute mehr fordern als wie vor zehn Jahren, weil wir Unternehmen brauchen euch, natürlich, aber es sollte dann doch immer auf Augenhöhe passieren. Das heißt, es ist immer ein Geben und Einnehmen zwischen Organisation und auch den Bewerber und Bewerberinnen. Also das ist eine Einschränkung. Es ist sehr herausfordernd, das muss man wirklich sagen. Also als Unternehmen ist man heutzutage sehr gefordert und sehr oft muss man auch den Forderungen nachgeben. Bei Tesla. Genau.
Das ist jetzt in Frage zu stellen.

Richard:
Kommt darauf an, wie hoch man oben einsteigt. Aber ich nehme an, dass du also auch bei deinem, wie soll ich sagen, immer erweiterten HR-Wesen mit Leuten zu tun hast, die Führungsebene sind und die dann schon entsprechende Forderungen haben. Aber es ist glaube ich das Gros der Jüngeren, die heute wesentlich anspruchsvoller geworden sind. So, jetzt wenn wir aber sagen, so und so viel Teilzeit-Leute haben wir und wenn ich das richtig sehe, ist ja auch der Trend der etwas Älteren, zu sagen, ja, das ist ja auch der Grund, ich will auch nicht mehr so viel haben, mehr Freizeit, ich brauche für mich selber mehr etc. Wo führt das volkswirtschaftlich hin, wenn wir sagen, unser Wohlfahrtsstaat ist aufgebaut auf so und so viele Menschen, die so und so viel Wertschöpfung haben. Gut, künstliche Intelligenz, dein Thema unter anderem, wir kommen da gleich noch drauf, kann uns ein gewisses Maß an Produktivität abnehmen, gleichzeitig setzt es aber einen Haufen Leute wieder frei, weil Arbeiten von der KI gemacht werden können, die vorher Buchhalter gemacht haben oder wie auch immer.
So, wie machen wir das mit dem Wohlfahrtsstaat?

Monika Fuchs:
Ja, es ist momentan, also so diese Forderungen, 4-Tage-Woche und dergleichen passen für gewisse Branchen vielleicht, aber man kann sich nicht über den Kamm scheren, nicht jedes Unternehmen kann sich eine 4-Tage-Woche leisten bzw. so wie du es auch sagst, viele Menschen wollen einfach Arbeitszeit reduzieren, aber wir brauchen einfach die Arbeitsleistung auch am Arbeitsmarkt bzw. in der Wirtschaft und zum Thema künstliche Intelligenz, ja, die künstliche Intelligenz wird viel ersetzen, wird einiges unterstützen, aber sie wird ja wohl auch Arbeitsplätze schaffen. Ich finde das sehr zuversichtlich, dass das so sein wird, also es werden neue Jobs entstehen, so wie schon in der Geschichte immer ein Technologieschub nicht dafür gesorgt hat, dass weniger Arbeit am Arbeitsmarkt war, sondern eigentlich mehr.

Richard:
Mit der Einschränkung, dass es dazwischen viel weniger Arbeit gegeben hat, das waren immer Kurven, das heißt, sie sind tief hinuntergefallen, das heißt, wir werden auch hier viel weniger erwarten müssen, dass wir viel mehr Leute auf der Straße haben, dass viele Leute noch keinen neuen Job haben und dass die von der Allgemeinheit in irgendeiner Form aufgefangen werden müssen.

Monika Fuchs:
Wir werden sehen, also ich glaube, das Thema künstliche Intelligenz ist sehr schwer prognostizierbar aktuell.

Richard:
Aber du referierst ja darüber, auf der Uni auch, wie ich gesehen habe.

Monika Fuchs:
Genau, das ist richtig. Es geht darum, eher diesen Sinn zu schaffen, auch für Organisationen zu sagen, ihr müsst euch mit diesem Thema beschäftigen. Vor allem auch, wie begleitet ihr diese Technologie? Und man muss sich früh genug überlegen, wenn Arbeit von der KI ersetzt wird, dann muss ich doch auch meine Mitarbeitenden weiterentwickeln. Das heißt, ich muss sie begleiten, muss ihnen die Optionen geben, sich auch entsprechend diesen Veränderungen anzupassen und ihnen Optionen bieten, um sie auch in der Organisation halten zu können oder in andere Jobs bringen zu können.

Richard:
Also erstens wird es schwierig sein, wenn du in bestimmten Feldern denkst, ich weiß nicht, nehmen wir mal die Juristerei. Das ist ein Feld, wo sehr, sehr viel natürlich, sagen wir, Basic-Arbeit notwendig ist, dass du die Gesetze kennst, dass du weißt, wo es Entscheidungen gegeben hat, dass du in Analogien etwas herausholst, dass für dich Produktion produktiv ist, also Erfahrung, Erfahrungswissen. Wissen ist omnipräsent, Wissen ist nichts mehr, was verborgen ist. Heute geht es ja um den Flaschenhals der Interpretation von Wissen. Wissen ist Knopfdruck. Und wenn jetzt wir hingehen und sagen, es sind so und so viele Mitarbeiter, sei es nun in der Juristerei oder bei einem Buchhalter, die jetzt wegfallen durch die künstliche Intelligenz, was bietest du denen für einen Ersatz?

Monika Fuchs:
Es ist die Frage, was fällt weg. Es wird ja immer, ich sage jetzt Juristen, bleiben wir bei diesem Beispiel, irgendjemand wird die Gesetze machen. Nach wie

Richard:
Vor. Das sind Beamte, das sind Beamte meistens. Und keine Anwälte, keine Notare.

Monika Fuchs:
Lassen wir es so stehen. Ja. Ja. Ich glaube nicht, dass das einfach die Arbeit verändern wird. Ich glaube nicht, dass es in Zukunft keine Juristen mehr geben wird. Also gerade das Thema KI und auch Regulative. Wir brauchen wirklich Regulative für die KI, wie sie einzusetzen sein wird. Das ist eine gute

Richard:
Frage. In welche Entwicklung, in welche Richtung geht es jetzt mit der, wie fangen wir sie wieder ein? Also wir sind, glaube ich, schon in dem Bereich, wo die Juristerei ganz wichtig ist, um die KI einzufangen. Das heißt, wir müssen uns Vorgaben geben als Kultur und müssen sie auch versuchen, würde ich sagen, in Gesetze zu packen. Natürlich. Aber wo geht deiner Meinung nach hin? Ist das Wilder Westen? Ist das Wildwuchs momentan?

Monika Fuchs:
Also vom Gefühl her und von meinem Erfahrungswert her, was ich, ich beschäftige mich momentan sehr intensiv mit diesen Themengebieten. Momentan hat die KI die Gesetzgebung überrollt und momentan hechelt, sei es jetzt Amerika, Europa, hechelt. Das gesetzliche, der gesetzliche Rahmen einfach hinterher. Und das Problem, was wir momentan noch haben, ist, also die Technologie ist omnipräsent. Sie ist allen zugänglich. Und wir können ihr nicht zu 100 Prozent vertrauen.

Richard:
Es gibt keine Emotion auf der einen Seite, positiv und negativ. Und es gibt auch keine gesellschaftlichen Verpflichtungen auf der anderen Seite. Genau, das ist korrekt. Das größere Problem ist

Monika Fuchs:
Dabei. Das ist auch, das ist korrekt. Und wir wissen auch nicht, wer hat die KI mit Daten gefüttert. Also wir wissen schon, die KI zieht sozusagen alle Daten. Alles,

Richard:
Was im

Monika Fuchs:
Netz ist. Genau. Und das ist, das muss immer überprüft werden.

Richard:
Und wenn wir jetzt hingehen und sagen, TikTok oder ähnliche Plattformen, die vollkommen ungefiltert Meinungen von sich geben, wenn genügend Menschen dann diese Meinung haben, so ist das eine bestimmte Größe in der KI, die plötzlich Bedeutung gewinnt.

Monika Fuchs:
Natürlich. Also neuronale Netze nehmen immer die Datenmasse her, beziehungsweise orientieren sich ja an den sogenannten Eingaben, beziehungsweise der Grunddatenbasis. Und dann ist auch die Frage natürlich, wie wurde die KI trainiert? Wer hat die KI trainiert? Weil auch das Thema Bias ist ein ganz ein großes Thema. Da gab es ja auch schon erste Gehversuche von Amazon, die KI auf einen Recruiting-Prozess anzuwenden, bis man dann herausgefunden hat, dass der Recruiting-Prozess gebiased war. Da insofern die Datenbasis war gefüttert mit Unternehmensdaten und überwiegend waren männliche, weiße Personen in der Organisation und die KI hat natürlich entsprechend ausgewählt. Ja. Und da hatten wir auch schon dieses Vorurteil in dem Auswahlprozess und somit konnte man der KI nicht vertrauen, objektiv auszuwählen.

Richard:
Umgekehrt, Verbrechen in Amerika zum Beispiel wird hauptsächlich dunkelhäutigen jungen Männern zugeordnet und auch, würde ich sagen, als Beurteilungsgröße herangezogen.

Monika Fuchs:
Natürlich, ja.

Richard:
Wie fängt man das ein? Schwierig.

Monika Fuchs:
Ich bin keine Expertin dafür, aber ich habe ein Vertrauen in die Menschheit, dass es einfangen wird.

Richard:
Ja, ein schönes Gottvertrauen. Jetzt gehe ich aber ein bisschen weiter. Du beschäftigst dich ja auch als Speakerin, auch als Frau, die auftritt mit deiner Botschaft. Was ist deine Botschaft?

Monika Fuchs:
Meine Botschaft ist Gleichwertigkeit im Business und in der Bildung. Das heißt, mir ist es ganz wichtig, diskriminierungsfreies Business zu gestalten, mitzugestalten, unabhängig davon, männlich, weiblich, altersbedingt, herkunftsbedingt, Migrationshintergrund, völlig wertfrei sozusagen. Also ich möchte dafür einstehen, in Zukunft ein Teil davon zu sein, der dazu beigetragen hat, dass das Business einfach vorurteilsfreier passiert.

Richard:
Jetzt bin ich ein bisschen provokant. Gerne. Nicht männlich, weiblich, jung, alt etc, aber nennen wir es Kultur. Wir im Westen glauben, eine bestimmte Art von Menschenrecht ist das einzig Richtige. Mit diesen Vorstellungen von Menschenrecht, die wir heute haben, nach China zum Beispiel, die haben ganz andere Vorstellungen davon. Natürlich. Daher ist das, was du hier vielleicht für gleichwertig, für eine Ebene betrachtest, dort ein ganz anderer Wert. Das heißt, ich glaube, und das ist meine Provokanz, eine interessante These, man kann das nicht wirklich vergleichen. Man kann das nicht gleichwertig herstellen.

Monika Fuchs:
Ich glaube, im eigenen Kulturkreis ist es schon möglich.

Richard:
Gut, aber das wäre die Einschränkung, die man eigentlich immer dazugeben müsste dabei.

Monika Fuchs:
Das ist richtig. Natürlich haben unterschiedliche Kulturkreise unterschiedliche Zugänge zur Gleichwertigkeit. Ich habe auch lange mit Japan gearbeitet. Auch Japan hat einen völlig anderen Zugang zu Bildung, zu Geschäftsüchtigkeit, auch Unterschied zwischen Männern und Frauen und dergleichen. Ich glaube, in Europa haben wir einen sehr guten Wert und haben es auch schon verstanden, das heißt Gender Pay Gap Day und so weiter, dass dies ein Thema ist, das wir lösen sollten gesellschaftlich. Und da möchte ich beitragen. Und wenn es in Europa den Anfang nimmt, dann freut mich das.

Richard:
Und wie kannst du dort beitragen?

Monika Fuchs:
Indem ich bei mir selber anfange. Also als Beispiel geben. Wir sind alle gebiasst. Das ist einfach so. Wir haben alle gewisse Vorstellungen mitbekommen. Wir wurden erzogen. Wir haben gewisse Bilder geprägt bekommen. Und für mich ist es ganz besonders wichtig, nicht in dieses massive Emanzipationsthema abzuschwenken, sondern ich möchte nicht, und das jetzt auch als Mutter nicht, nur weil Frauen Jahrhunderte, Jahrtausende lang anders behandelt worden sind, dass jetzt sozusagen die Keule in die andere Richtung ausschlägt. Ich möchte nicht, dass mein Sohn diskriminiert wird. Das heißt. Ich möchte nicht Blaming und Shaming Richtung Männer vorgehen. Ganz im Gegenteil. Ich glaube und bin davon überzeugt, dass Diversität einfach in ihrer jeglicher Ausprägung einfach wichtig ist, um langfristig wirtschaftlich und gesellschaftlich erfolgreich zu sein.

Richard:
Ich glaube, da gibt es auch sehr gute Beispiele. Das heißt, es ist statistisch unterlegbar. Eine Geschichte fällt mir dazu ein. Ich habe den Herrn Zotter vor einiger Zeit interviewt und der hat mir ein wunderbares Interview gegeben. Auch jetzt im Blick Richtung Diversität. Und er hat mir aus seiner Sicht heraus so eine wunderbare Geschichte erzählt, dass er irgendwann beschlossen hat, ich weiß nicht, den Sohn einer Nachbarin zu beschäftigen. Also es war für ihn nicht vordringlich, Diversität im Vordergrund oder dem Verzeih-Hascherl irgendwie zu helfen, sondern er hat es gemacht, weil ein gewisser gesellschaftlicher Druck da war. Von der Nachbarin zumindest. Und dann hat er den Buben in Asien. Er hat ihm eine Abteilung gegeben. Und am Anfang war riesen Trara. Katastrophe. Der kann die Arbeiten ja alle nicht. Der schafft das ja alle nicht. Es wird uns alle hinunterzahnen. Und dann hat er gesagt, okay, nach drei Monaten hat er gesagt, gut, dann schaue ich, dann gebe ich dem Buben eine andere Abteilung.
Weißt du, was passiert ist? Was? Die haben ihn nicht gehen lassen. Sehr schön. Die haben gesagt, den brauchen wir. Also das ist das schöne Beispiel, wie Dinge, wo wir eine andere Erwartungshaltung haben, sich plötzlich als eigentlich sehr erfolgreich machen.

Monika Fuchs:
Absolut. Das sind die Vorurteile, die wir haben.

Richard:
Vorurteile vielleicht kommen langsam zum Ende. Vorurteil Altersarbeit. Das ist ja bei uns auch so eine Geschichte. Absolut, noch immer. Das ist ja eigentlich eine Diskriminierung auf vielen, vielen Ebenen. Wobei Alter für mich, würde ich sagen, so mit 50, 55 beginnt und nicht erst mit 65 oder später. Was hältst du davon, dass die Leute sich schon rechtzeitig Gedanken machen, dann in der Pension wiederzuarbeiten, in irgendeiner Form? Was hältst du von der Idee?

Monika Fuchs:
Sehr viel. Also ich glaube, dass unsere Lebensumstände es mittlerweile zulassen, länger zu arbeiten. Generell. Wir sind ja

Richard:
Auch viel älter geworden inzwischen.

Monika Fuchs:
Ja, wir sind viel älter geworden.

Richard:
Entschuldigung, weißt du, wie viel wir älter werden pro Jahr?

Monika Fuchs:
Nein. Sehr interessant.

Richard:
Ungefähr dreieinhalb Monate pro Jahr werden wir älter. Alle vier Jahre werden wir ein Jahr älter, statistisch gesehen.

Monika Fuchs:
Das ist sehr, sehr positiv.

Richard:
Das heißt, vorher war die Pension, sagen wir, drei, vier, fünf Jahre. Mein Gott, da soll er nichts mehr tun. Da sollen sie sich ausruhen können. Und heute bist du 25 Jahre in der Pension. Und das ohne Aufgabe? Ja. Also für mich ist das eine schreckliche Vorstellung.

Monika Fuchs:
Ja, für dich, für andere vielleicht nicht. Aber ich finde, genau das ist der springende Punkt. Wenn jemand arbeiten möchte, auch im höheren Alter, dann sollte eigentlich die Volkswirtschaft, die Wirtschaft, die Politik Juhu schreien, weil wir brauchen diese Arbeitskräfte. Und ich könnte mir heute nicht vorstellen, so schnell in Pension zu gehen. Okay, jetzt hätte ich noch ein paar Jährchen, aber ich arbeite sehr gerne. Ja, viele. Aber ich kenne auch sehr viele Menschen. Ich kenne Menschen in meinem privaten Umfeld, die im hohen Alter noch tätig sind, die auch wirklich ihren Beruf weiter noch ausführen, obwohl sie schon längst in der Pension sein könnten.

Richard:
Also es gibt wunderbare, auch wieder statistische Untersuchungen, dass Menschen, die in der Pension weiterarbeiten, wesentlich gesünder sind, viel seltener Depressionen bekommen, die Suizidrate viel geringer ist, also schiere Dinge im Prinzip. Aber ich glaube, dass es wahnsinnig wichtig ist, dass du einen Sinn in deinem Darlehen noch siehst, dass du teilhaben kannst, dass du etwas weitergeben kannst, deine Erfahrung. Wir Alten wissen ja alles, wir wollen das ja auch teilen in irgendeiner Form. Also ich glaube, das Sichtbarbleiben und das Sehen ist bei den Jungen wahrscheinlich das große Thema, aber auch bei den Alten.

Monika Fuchs:
Das sehe ich genauso, absolut. Also die Erfahrungen, die ich in den letzten Jahren gemacht habe, bestätigen das auf alle Fälle.

Richard:
Die letzten Jahre, wo siehst du dich in 20 Jahren?

Monika Fuchs:
Arbeitend.

Richard:
Womit arbeitest

Monika Fuchs:
Du? Also jetzt durch meine Selbstständigkeit, ich begleite irrsinnig gerne Menschen. Momentan habe ich auch in Einzelbegleitungen Personen, die an der Grenze 50 scheitern, sehr gut ausgebildete Personen sind, die ich in Unternehmen begleite, die offen sind für gute Personen, also Kandidaten, Kandidaten mit tollen Lebensläufen, wo eine Zahl nicht wirklich ausschlagkräftig ist, um ein Bewerbungsgespräch zu erhalten. Aber ich merke immer noch, dass sehr viele an diesen Fünfer scheitern. Fünfer im Sinne vom Alter. Und das ist sehr traurig. Und da muss sich die Gesellschaft einfach öffnen, die Unternehmen müssen sich öffnen. Ich persönlich verstehe es nicht, warum man heute händeringend nach Fachkräftemangel schreit und eine so qualitativ hochwertige Zielgruppe einfach ausklammert. Die hätten wir schon.

Richard:
Die wären schon da. Die wollen auch.

Monika Fuchs:
Die wollen auch, genau. Und ich finde meinen Sinn dabei, Menschen und Organisationen und Unternehmen zu entwickeln. Gerade in dem Fokus, Menschen zu begleiten und Organisationen zu begleiten. Und das macht mir momentan so viel Freude, dass ich mir das auch die nächsten 20 Jahre noch gut vorstellen kann.

Richard:
Also ich muss ja dankbar sein, dass du dir die Zeit gefunden hast, zu mir zu kommen. Herzlichen Dank. Danke auch. Gibt es irgendwas Wichtiges, was ich vergessen habe, was also jetzt Arbeiten und HR-Bereich dir noch wichtig wäre mitzuteilen? Und vielleicht anschließend dann, wenn man dich sucht, wo findet man dich?

Monika Fuchs:
Danke. HR ist, also Personalmanagement per se, ist denke ich eine der Schlüsselpositionen oder Aufgaben eines jeden Unternehmens heutzutage. Und dem wird sehr oft in der Organisation noch viel zu wenig Beachtung geschenkt.

Richard:
Ganz kurzer Einschub, wenn ich unhöflich sein darf. Ich bin jetzt 40 Jahre Unternehmer. Und ich habe gelernt, ein Drittel meiner Arbeitszeit geht nur für Personalangelegenheiten drauf. Und das ist wichtig. Wenn ich die Zeit nicht habe, wird mein Personal nicht entsprechend wahrgenommen und kann auch nicht diesen Weg gehen, den wir gemeinsam gehen müssen. Also das ist, glaube ich, eine Botschaft, die ich an Unternehmer sende. Kümmert euch um euer Personal. Das ist wahrscheinlich viel wichtiger als große strategische Überlegungen oder sonstiges. Aber ich verzeihe, ich habe dich unterbrochen.

Monika Fuchs:
Es gibt, also im Endeffekt deine Aussage ergänzt einfach das, was ich sagen möchte. Es braucht einfach viel mehr Aufmerksamkeit von Organisationen auf dieses HR-Thema an. Das heißt, Führungskräften die Zeit zu geben, sich mehr auf die Führung von Menschen zu konzentrieren. Und einfach generell auch den strategischen Ansatz mehr zu unterstützen, als es bisher getan worden ist. Und das ist etwas, das, ich sage, das wird zukunftsentscheidend sein für viele Organisationen, wie sie HR-Management betreiben.

Richard:
Wenn jetzt Einzelpersonen für Coaching oder wenn Unternehmen, dich suchen, wo finden sie dich?

Monika Fuchs:
Online, hauptsächlich auf LinkedIn, Monika Fuchs oder die Füchsinn, www.füchsinn.at bin ich erreichbar auf meiner Homepage und ich freue mich, wenn ich unterstützen darf.

Richard:
Liebe Füchsinn und für mich wieder die Wölfin, weil du hast so viel Kraft, die du ausstrahlst dabei. Dich findet man, mich findet man auch, wenn man mich sucht. Auch Google entkomme ich natürlich nicht. Und an richardkahn.com werden Sie garantiert mehr Informationen noch finden. Danke vielmals.

Monika Fuchs:
Danke.

Similar Posts