Richard Kaan spricht auf der Merkur Managementkonferenz über die Wichtigkeit, die Fähigkeiten älterer Mitarbeiter zu nutzen und zu fördern. Er vergleicht das menschliche Gehirn mit einem Muskel, der benutzt werden muss, um seine Funktionstüchtigkeit zu erhalten. Kaan betont die Bedeutung von Unternehmen, ältere Mitarbeiter nicht nur zu fördern, sondern auch herauszufordern, und betont die Notwendigkeit einer effektiven Zusammenarbeit zwischen jüngeren und älteren Generationen.

Transkript

Moderator:

Meine Damen und Herren, Richard Kahn.

Richard:

Sind Sie nicht herrlich, die Oldtimer? Autos meine ich natürlich. Der Porsche, mit dem man eigentlich gar nicht langsam fahren kann. Oder die Giulia, ab und zu zickt sie ein bisschen, aber ich fahre mit ihr wunderbare Rallys. Also es gibt hier relativ viele Gemeinsamkeiten zwischen den alten Autos und den alten Menschen. Sie kommen überall hin, es dauert halt ein bisschen länger vielleicht. Der Ersatzteilbedarf steigt mit der Zeit. Jetzt hätte ich aber gesagt, Autos werden ein bisschen undicht. Autos. Menschen und Oldtimer, Autos haben vor allem eines gemeinsam. Im Englischen heißt es, use it or lose it. Wir müssen es verwenden, wenn man das beim alten Menschen sagen kann. Wir müssen sie fordern, die älteren Menschen. Und Autos genauso, wenn ein Auto länger stehen bleibt, dann werden die Dichtungen kaputt, dann springt er nicht mehr an oder ähnliches. Und bei dem alten Menschen ist es ähnlich. Das Hirn ist wie ein Muskel.

Richard:

Sie wissen, was passiert, wenn wir einen Gips haben und nach kurzer Zeit klackelt er. Und das Gleiche passiert mit dem Hirn, wenn Sie es eine Zeit lang nicht verwenden, dann schrumpft es. Soviel jetzt vor vier Jahren habe ich meinen Pensionsbescheid bekommen. Bin also sozusagen von Amts wegen für alt erklärt worden. Aber ich will ja noch arbeiten. Ich will ja mindestens 20, 25 Jahre noch arbeiten. Jedenfalls habe ich mich dann intensiv… Ich habe mich damit beschäftigt und kam zum Arbeiten im Alter. Oder Tätigsein. Ich habe dann einen Ausspruch vom Herrn Androsch nicht geklaut. Ich habe ihn mir autorisieren lassen. Aber ich fand ihn so toll. Dann sagte er, ich arbeite nicht mehr. Jetzt bin ich tätig. Was der Unterschied wäre, ist auch gefragt worden. Er hat gesagt, arbeiten musst du und tätig sein darfst du. Also, ich glaube, es ist wichtig, dass wir verhindern, dass ältere Menschen nur mehr zwischen Kühlschrank und… Netflix und vielleicht Kaffeehaus hin und her pendeln, weil das schrecklich ist für uns alle Beteiligten.

Richard:

Und ich glaube auch, dass Sie als Vorgesetzte, nicht nur vom Vorstand, sondern jeder einzelne von Ihnen, Ihren MitarbeiterInnen rechtzeitig signalisieren müsst, wir hätten gern, dass du bleibst. Und spätestens nach sechs oder neun Monaten, wenn die Leute in der Pension sind, noch einmal nachfasst. Weil das ist meistens der Moment, wo die Verzweiflung steigt. Oder wo sie nicht mehr wissen. Es hat sich ausgereist. Die waren überall, es ist alles erledigt. Und die wissen dann nicht mehr, was sie mit ihrer Zeit tun sollen. Und wenn sie zwei Jahre nicht mehr zurückkommen in den Betrieb, alles weg. Nicht mehr zum Wiederholen. Vielleicht noch ganz kurz ein philosophischer Ausflug. Was brauchen wir im Leben? Für Sie wichtig, als Führungspersonal. Wir brauchen etwas zum Lieben. Wir brauchen etwas, an das wir glauben. Wir brauchen etwas zum Hinfreuen. Nicht nur das Mittagessen, aber ist ganz wurscht. Wir freuen uns zu etwas hin.

Richard:

Wir hoffen, dass es dann bald da ist. Und wir wollen etwas tun. Und zwar ganz speziell, die älteren Menschen wollen etwas tun. Sie wollen sichtbar bleiben. Sie wollen dabei bleiben. Sie wollen teilhaben an unserem Leben. Also die Älteren wollen nicht zurückgestuft sein. Sie wollen ihr Wissen teilen. Weil wir Alten glauben, dass wir alles wissen. Und das teilen wir natürlich dann auch sehr gerne. Wir wollen sichtbar bleiben. Und wir müssen oft in Zukunft auch dazu verdienen. Und manche von Ihnen wollen auch nur aus dem Haus entkommen, weil Ihnen die Decke der Hammer auf den Kopf fällt. So, ich darf zusammenfassen. Der Umbruch der Arbeitswelt ist riesig. Eigentlich noch unvorstellbar in seiner Dimension. Und Sie werden damit zurechtkommen müssen. Egal, ob es hierarchisch oder ob es demokratisch organisiert ist. Ich sage trotzdem, Sie brauchen immer Führung. Vor allem dann, wenn Sie turbulente Zeiten haben. Ein Schiff im Sturm ohne Kapitän geht sicher unter.

Richard:

Der Jugendwahn wird beendet. Finde ich toll. Für die letzten 20 Jahre hat man uns, jetzt hoffe ich, dass ich niemanden verletze, haben uns 22-jährige Betriebswirte, lebenserfahrene Betriebswirte, erklärt, wie die Welt so geht. Katastrophe. Wird nicht sein. Aber wir werden alt und jung zusammenführen. Zusammenarbeiten müssen. Und der Austausch wird gigantisch toll sein für uns alle. Wir werden also neue Herausforderungen haben. Und Sie sind die Stützen dieser neuen Herausforderung. Und in diesem Sinne, wenn Sie mich suchen, so finden Sie mich unter richardkahn.com oder Google. Da kann ich auch nicht entkommen. Und wenn Sie mich dort nicht finden, finden Sie mich vielleicht unter einem alten Auto. Danke vielmals.

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