Altern ist keine passive Erfahrung – es ist eine Entscheidung, die wir jeden Tag treffen. In diesem inspirierenden Vortrag teile ich meine Erkenntnisse darüber, wie wir aktiv Einfluss darauf nehmen können, wie wir altern. Erfahren Sie, wie Sie mit Leidenschaft und Freude durchs Leben gehen können, egal in welchem Lebensabschnitt Sie sich befinden. Von der Bedeutung der Arbeit im Alter bis hin zur Pflege geistiger und körperlicher Gesundheit – lassen Sie uns gemeinsam erkunden, wie wir das Beste aus jedem Moment machen können.

Transkript

Richard:

Wir werden alle alt. Aber wie wir alt werden, das ist eine Entscheidung. Wir dürfen nie mit dem Aufhören anfangen. Wir müssen immer irgendwie in Bewegung bleiben. Andere sagen, ich gehe nur mehr in Pension. Das Paradies Pension ist kein Paradies. Auch ich stand natürlich vor der Entscheidung irgendwann, nämlich mit 65. Was tue ich? Gehe ich einfach in Pension? Als Unternehmer? Ich habe meinen Bescheid gekriegt und wie der Pensions-BV-Beamte mir den Bescheid gibt, sage ich, darf ich noch arbeiten? Sagt er, nein, sehen wir nicht gerne.

Richard:

Das ist unser System, bitte. Ich habe gesagt, ich will ja noch arbeiten. Ich will 20, 25 Jahre mindestens noch arbeiten. Aber was soll es werden? Ich habe Autos zuerst aufgemotzt und aufgearbeitet. Ich habe Autos aufgemarschiert und dann Autos restauriert. Und witzigerweise habe ich sogar dann zum Teil dieselben Autos, die ich konstruiert habe, restauriert, 30 Jahre später. Und dann war ich die letzten 25, 30 Jahre als Sachverständiger unterwegs. Und auch das hat mich um die Welt gebracht. Ich habe den Leuten gesagt, kaufen wir ein Auto oder nicht kaufen oder kaufen zu diesen Bedingungen oder das ist gut, das ist schlecht. Ich habe sehr viel mit Fälschungen zu tun gehabt. Soll ich jetzt weiter Sachverständiger sein mit 85? Unter das Auto komme ich ja. Aber wie komme ich wieder rauf? Also habe ich beschlossen, nein, das ist es nicht. Ich muss was anderes machen. Und habe mir gedacht, naja, ich lebe in Zukunft vom Wort.

Richard:

In Form von Schreiben und Reden. Ja, also ich erfinde mich neu und habe also auch Dinge gelernt wieder. Nicht nur, dass ich auf die Uni gegangen bin und ein paar Mastern auch gemacht habe. Noch habe ich ein Buch geschrieben. Da, dieser Riesenziegel. Ich war in kurzer Zeit ausverkauft, bin also als Bestseller-Autor eingestiegen. Oldtimer ist im Englischen alter Mensch. Und das war für mich der Moment, wo ich gesagt habe, super, das ist mein Thema. Alt bin ich, mit alten Autos habe ich zu tun. Ich kann das doch herrlich miteinander kombinieren.

Richard:

Das war in Hispano-Suiza. Ich glaube, 24 Stück sind gebaut worden davon. Kotflügel drei Metre lang und dann riesige Türen und hinten so eine Schwiegermutter sitzt zum Aufklappen. Unter dem Auto der Mechaniker plagt sich mit irgendetwas und plumps fällt das Ding herunter. Was ist Getriebe? Wo am Boden? Das Getriebe. So ein Apparat. Und der Mechaniker krabbelt heraus, unter dem Auto herauf und die ist ungefähr so hoch, kurze weiße Haare. Streckt mir die schmale Hand entgegen, schwarze Fingernägel. Danke, dass du mir helfen kommst. Ich bin die Heidi. Die Heidi? Heidi Hetzer. Heidi Hetzer hat von ihrem Vater ein paar Opel-Werkstätten geerbt. Sie war selber in ihren Jugendjahren Rennfahrerin und Rallye-Fahrerin. Und dann später. Und dann später mit alten Autos und die Heidi hat mich eingeladen, hat gesagt, kommst mit, ich mache eine Weltumrundung mit einem alten Auto. Hat mich eingeladen, ob ich mitfahre. Leider habe ich es nicht gemacht.

Richard:

Heidi lebt nicht mehr. Sie hat aber die Welt umrundet. In drei Jahren. Während so einer Reise kann man sehr viel erleben und auch sehr viel lernen. Und Lernen ist vielleicht das Stichwort dafür, für uns. Auch wir können in unserem Alter. Alles lernen. Wenn wir unser Hirn nicht nutzen, dann schrumpft es. Das ist wie ein Muskel. Das heißt, wenn wir Dinge länger nicht nutzen, dann verschwinden die Verbindungen im Hirn. Und wenn Sie dann nach sechs, sieben Wochen den Gips zum Beispiel mit dem Haxen weg haben und dann gehen Sie, dann klicken Sie einmal sofort ein. Dabei haben Sie mehr Muskeln als viele, die mit wenig Muskeln ganz gerade gehen. Warum? Weil das Hirn erst wieder gehen lernen muss. Ich habe für meine Bücher Geschichten gesammelt. Und die Katharina sagt, du musst unbedingt mit der Annabelle sprechen. Dann kommt die Annabelle daher. Das ist herrlich. Also wirklich wie aus dem Schächtelchen.

Richard:

Und wir unterhalten uns eine halbe Stunde. Weil Annabelle ist taub. Die ist stocktaub. Die hört keinen Pistolenschuss. Annabelle hat sukzessive ihr Gehör verloren. Dann geht sie zum Arzt und sagt dem Arzt, Sie haben drei Möglichkeiten. Die eine Möglichkeit ist, Sie leben so, wie Sie heute leben. Die zweite Möglichkeit ist, Sie lernen die Taubstummensprache. Etwas eingeschränkt natürlich der Kreis von Leuten, die das können. Tolle Sache natürlich. Oder aber, Sie lernen Lippenlesen. Annabelle hat Lippenlesen gelernt. Hat zwei Jahre gebraucht. Und ich glaube, ich war das Versuchskaninchen. Jetzt vielleicht noch einmal zurück zu Greta Silver. Die hat einen herrlichen Satz geprägt. Schade, dass er nicht von mir ist. Aber sie hat gesagt, weißt du überhaupt, dass die Zeit von 30 bis 60 gleich lang ist, wie die von 60 bis 90? Dann musst du einmal drauf kommen. Wir müssen einen Plan machen. Und wahrscheinlich möglichst früh beginnen. Wir haben junge Leute da, bitte.

Richard:

Ihr müsst dann anfangen mit 55, vielleicht 60. Nicht später mit einem Plan zu beginnen. Plan auch mit der Gesundheit, mit der Bewegung. Aufstehen, das heißt nicht gleich aufstehen. Man hat immer gesagt, du sollst nicht gleich aus dem Bett hüpfen. Also dann setze ich mich immer hin auf die Bettkanten und denke mir, was tut mir heute weh, was mir gestern nicht weh getan hat. Und ab und zu sage ich, ha, das hat mir gestern weh getan, heute nicht mehr. Ja, aber das ist auch wichtig. Und wir müssen uns um die Gesundheit kümmern. Ich gehe halt walken oder irgendetwas. Also schauen wir, dass wir uns wirklich bewegen. Körperlich und geistig bewegen. Oder eben, wir können arbeiten. Arbeiten. Ich habe da ein zufälliges Buch geschrieben. Das heißt, ich arbeite nicht mehr. Jetzt bin ich tätig. Nun können wir sagen, was ist der Unterschied? Arbeiten musst du und tätig sein darfst du.

Richard:

Auch wenn du das Gleiche machst. Was mache ich besonders gern? Und das, was Sie aufschreiben, aber nicht gleich verwenden. Das tun Sie sechs Monate lang aufschreiben. Und Sie werden sehen, wie sich dann der Schwerpunkt verändert mit der Zeit. Und dann die zweite Liste ist, was mache ich überhaupt nicht gern? Auch das verändert sich mit der Zeit. Und die dritte Stufe ist, was mache ich? Und dann komme ich darauf, dass ich viele Sachen mache, die ich gar nicht machen will. Und nach sechs Monaten kommt man drauf und nimmt mir nur mehr drei Begriffe heraus. Und dann sagt man, jetzt weiß ich, was ich will. Und das ziehe ich dann durch. Und jetzt weiß ich, was ich nicht mehr will.

Richard:

Das heißt, ich fahre immer irgendwo hin und ziehe mich zurück. Es soll mich niemand besuchen kommen. Ich brauche ungefähr fünf Wochen für ein Buch. Einmal ist meine Frau gekommen, das war ein Drama. Ja. Und es hat mich fünf Tage gekostet. Weil du bist so im Tunnel drin, also ich zumindest, so im Tunnel des Buchschreibens. Ich will niemanden hören, niemanden sehen. Ich will mich nur damit beschäftigen. Ich fuhr also nach Triest. Ich weiß nicht, wer von Ihnen Triest kennt. Wir haben also den Piazza Venezia. Das ist der kleine, nicht der große. Und Piazza Venezia hinauf, so ein paar Straßen, geht der steil hinauf. Und am ersten Nachmittag gehe ich runter und denke mir, ich schaue mal in die Stadt, wo ich was kriege. Und gehe vorbei bei der Trattoria della Rosa. Und ich gehe da rein und hinter dem Bordel so ein alter Mann, ich glaube 84.

Richard:

Und ich frage wie manch jemand sagt, sieh, sieh, sieh, sieh. Und dann nimmt er einen Teller und legt auf, so questo, questo, questo. Der Teller war voll und dann fragt er mich, kalt oder warm. Damit habe ich nicht gerechnet. Ich dachte, ich würde es ihm in den Sack geben oder so. Bitte Lockdown. Denke ich mir, warm. Sag er, komm mit. Und dann geht er in den ersten Raum. Der war ein bisschen dunkler. Und da war ich im zweiten Raum. Der war ganz dunkel. Und da sind schon 8 gesessen. Ich habe gewusst, wo ich die nächsten 5 Wochen Essen bekomme.

Richard:

Jedenfalls Lorenzo, Lorenzo, der das Ganze geleitet hat. Und ich war jetzt vor 2 Monaten wieder in Triest, um Lorenzo zu besuchen. Er hat am nächsten Tag sein Lokal gesperrt. Weil seine Kinder in Pension gegangen sind. War niemand mehr da, der weiter arbeiten wollte. Und er alleine wollte es auch nicht machen. Und ich habe den Lorenzo gefragt und sagte, Lorenzo, gib mir irgendeinen Tipp. Was kann man tun, wenn man älter wird? Und er hat mir seinen Tipp gegeben, den ich weitergeben darf. Und er hat gesagt, kauf dir ein Stück Land. Oder wenn du zu wenig Geld dafür hast, miete eins. Pflege es. Und baue irgendetwas darauf an. Es ist völlig egal, ob du dabei Fehler machst. Weil du musst ja davon nicht leben. Auch wenn nichts wächst. Und dieses Zitat war für mich so bezeichnend. Wenn wir im Alter noch etwas tun, dann muss fast keiner davon leben.

Richard:

Wir sollen freudvoll beschäftigt sein. In diesem Sinne, schön, dass Sie da waren. Danke sehr.

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