Mut, Vertrauen, Selbstvertrauen: Eine persönliche Reise

Mut, Vertrauen, Selbstvertrauen: Eine persönliche Reise

In seinem inspirierenden Monolog teilt Richard seine persönlichen Erfahrungen mit Mut, Vertrauen und Selbstvertrauen.

Er gewährt Einblicke in sein Leben als Eigner eines Rallye-Teams sowie seine Herausforderungen im Rennsport und in der Unternehmenswelt.

Richard reflektiert über den Umgang mit Ängsten, die Bedeutung von Vertrauen – sowohl in andere als auch in sich selbst – und ermutigt dazu, sich neuen Herausforderungen zu stellen.

Seine Botschaft betont die Notwendigkeit, mutig zu sein und anders zu denken, insbesondere in einer Zeit des Wandels und der Unsicherheit.

Dauer: 00:28:14

Veröffentlicht am: 06.03.2024

Transkript

Richard:
Mehr Mut. Vor Jahren hatte ich ein Rallye-Team. Und so ein Rallye-Team funktioniert ja nur, wenn es ein entsprechendes Fahrzeug gibt und einen Fahrer, aber auch Sponsoren. Sponsoren, die das Ganze finanzieren können, denn es kostet viel Geld. Ich hatte einen begnadeten Fahrer, der war richtig schnell. Und relativ spät im Jahr kam ein Sponsor dazu, der hat gesagt, ich würde gerne auch noch sponsoren, ihr seid gut. Aber ich hatte keinen Platz mehr auf dem Fahrzeug. Da habe ich ihm angeboten, ich würde sein Logo und seinen Namen auf die Bodenplatte des Autos platzieren. Der müsste nur zahlen, wenn sein Bild dann auch entsprechend in den Zeitungen wäre. Ja, er hat das etwas komisch gefunden, was er allerdings nicht wusste war, dass mein Fahrer nicht nur sehr schnell war, sondern dass er auch nicht langsam fahren konnte und dass er relativ oft, am Dach gelandet ist. Media-Coverage, würde man heute sagen, war hervorragend.

Richard:
Er war sehr zufrieden und wir haben dann gleich für das nächste Jahr den nächsten Vertrag gemacht. Ja, warum ich Ihnen das erzähle? Weil das mit Dingen zu tun hat, die ich heute kurz ansprechen will, nämlich mit Mut, mit Vertrauen und mit Selbstvertrauen.

Richard:
Lassen Sie mich einmal definieren. Mut. Fähigkeit, trotz Risiko und Unsicherheit zu handeln. Trotz Angst, etwas zu tun und die Bereitschaft, sich selbst zu überwinden. Vertrauen. Vertrauen ist meiner Ansicht nach die Überzeugung von der Redlichkeit der anderen oder des anderen. Allerdings auch der Wille, sich verletzlich zu zeigen und eine positive Erwartung in Personen oder Institutionen. Und dann. Auch das Selbstvertrauen. Selbstvertrauen ist das Gefühl, Herausforderungen zu meistern. Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Kräfte und vielleicht auch noch Ballon für die überwundene Angst. Meine Frau geht gern in Thermen. Ich nicht so sehr. Vielleicht deswegen, weil ich mir dort einmal einen Fußpilz geholt habe, in einem Thermalbad. Aber Sie wissen, happy wife, happy life. Ab und zu gehe ich mit meiner Frau. Und einmal ging unsere Enkelin mit. Süße, sechs oder sieben Jahre alt. Und die war natürlich aus dem warmen Wasser überhaupt nicht herauszubringen. Ich habe sie dann damit gelockt, indem ich gesagt habe, Sophie, schau da draußen, gibt es einen Klettergarten.

Richard:
Und sie ist dann mit mir hinausgegangen. Und Sie kennen vielleicht diese Klettergärten mit Stufen und Leitern und Seilen etc. Und sie ist darauf herumgeturnt. Und sie kam zu einem Hindernis, wo zwischen zwei stehenden Holzgestellen im Abstand von drei, vier Metern zwei Stahlseile gespannt waren. Fünf Millimetre Stahlseile. Eins unten zum Gehen und eins oben zum Festhalten. Und unsere kleine Sophie hat schnell gemerkt, dass sie, wenn sie unten steht, das obere nicht erreicht. Also wollte sie mit meiner Hilfe dieses Hindernis nehmen. Und ich habe gesehen, es fehlt nicht sehr viel. Und habe gesagt, liebe Sophie, das schaffst du allein. Du packst. Und habe sie allein gelassen. Ich bin weggegangen ein paar Metre und habe mich hingesetzt auf einer Bank und habe ihr zugeschaut. Zuerst hat sie gemerkt, dass sie mit ihren Schuhen abrutscht. Und hat sie sich ausgezogen. Und hat dann bei den Zehen das untere Seil quasi eingehängt.

Richard:
Und sie hat die Zehenspitzen gestellt und sie hat fast das obere Seil erreicht. Nicht ganz noch. Aber als sie sich noch mehr gestreckt hat, ist sie gerade mit den Fingerspitzen über das obere Seil gekommen. Und dann hat sie sich ganz langsam begonnen zu bewegen und dann schneller und hat so diese drei, vier Metre überschritten. Mutig war sie. Ich hatte das Vertrauen zu ihr und sie hat unheimlich viel Selbstvertrauen gewonnen. Für uns beide war das ein herrliches Erlebnis. Ich selber bin mehr so im Wald aufgewachsen, am Land. Unsere Eltern haben uns viel zugetraut, aber auch zutrauen müssen. Unsere Mutter war mehr damit beschäftigt, das Essen für die sechs Kinder herbeizuschaffen. Vater ist außer Haus gewesen. Und die Schafe und die Hühner und der Gemüsegarten etc. Also wir waren weit im Wald und mussten also sehr viele Dinge selber erarbeiten. Haben wir genug Fehler gemacht. Das meiste hat funktioniert.

Richard:
Aber ich war wahrscheinlich überhaupt schon ein bisschen anders. Heute würde man sagen Misfit. Wobei Misfit klingt so negativ. Ich kenne viele Leute, die nicht so ganz ins System gepasst haben. Und der Großteil von ihnen wurde sehr erfolgreich. Ja, also auch ich wurde dann, wie ich im Studentenleben hätte kommen sollen, hat mein Vater gesagt, du kannst studieren, was du willst, aber es muss Jura sein. Ich komme halt aus einer alten Juristenfamilie. Ich habe das mit hinhaltendem Widerstand gemacht und war also nicht meins, nicht ganz so meins. Und bin dann umgestiegen auf Maschinenbau. Ich habe dann Maschinenbau College gemacht und habe dort einen deutlich älteren Mitstudenten kennengelernt. Der hat mich in den Rennsport mitgenommen. Das war toll. Noch dazu, so mit 20, 22 ist jeder von uns ein Rennfahrer. Auch ich habe dann diese Rennautos dort bewegt. Ich habe zuerst als Mechaniker gearbeitet und dann bewegt. Und ich war sehr schnell.

Richard:
Ich war wirklich gut und schnell. Aber der letzte Mut hat mir gefehlt. Wobei ein Zitat von Nelson Mandela zum Beispiel. Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst, sondern die Bereitschaft, trotz Angst voranzuschreiten. Ja, meine Angst war etwas größer und daher war ich dann nicht sehr erfolgreich. Ich habe dann die Seiten gewechselt und die Fahrlehrerin dieser Rennfahrschule habe also anderen beigebracht, wie man mit so einem Gerät umgehen kann. Ja, Rennsport war toll, aber war für mich also vielleicht auch das Glück, nicht mein Lebensberuf. Es sind damals sehr viele Leute noch umgekommen. Rennsport Formel 1. Auch hier fällt mir ein Beispiel zum Mut ein. Die Firma DHL ist Ihnen sicherlich ein Begriff. So um das Jahr 2000, 2001 herum hat die Deutsche Post die Firma DHL übernommen und wurde dann sehr schnell Sponsor. Ich glaube, beim Jordan Team, wo damals der Schumi gefahren ist, jedenfalls DHL-Sponsor in der Formel 1. Riesenauflauf.

Richard:
Wieso die Post und quasi öffentliches Geld? Und das ist doch Unsinn. Nein, das hat sehr viel Sinn gemacht. Es hat sehr viel Sinn gemacht, nachdem man nicht immer nur das Gleiche machen kann. Und das halt besser. Sondern dass man auch von anderen lernen muss. Aus einer anderen Perspektive Dinge anschauen muss. Und die Formel 1 war eine echte, ist auch heute noch eine echte Herausforderung. Weil da müssen hunderte, tausende Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort sein. Das Rennen findet statt. So oder so. Ob das Material da ist oder nicht. Also ich glaube, für DHL war das ein großer Erfolg. Es war nachher schwierig, das zu rechtfertigen bei den Aktionären. Aber ich finde ein schönes Beispiel, wo man überlernen kann. Auch ich habe, nachdem meine Rennfahrer-Karriere enden wollend war, bin ich dann zu den Besten gegangen im Automobilbau. Und habe bei Steuer Daimler Puch gemeinsam mit Daimler Benz das G-Modell mitentwickelt.

Richard:
Sie kennen das vielleicht. Das ist das längst gebaute Auto auf der Welt überhaupt. Seit 1979 wird dieses Auto produziert. Nicht wegen mir, aber weil es offensichtlich gut ist. Und ich habe dort gelernt, wie man Autos baut. Aber auch, was man nicht machen darf. Oder was nur in einem Großbetrieb geht. Und das war also nicht so ganz meins. Und ich bin dann 1980 selbstständig geworden. Bin kleiner Unternehmer geworden. Wo sich wieder Mut und Vertrauen und Selbstvertrauen irgendwie gemengt hat. Ich wollte Autos verändern. Ich wollte Autos aufmotzen, heißt das bei Ihnen. Bei uns aufmaschadeln. Dinge, also anbieten an Fahrzeugen, die es nicht gegeben hat. Und Sie müssen sich vorstellen, das war so 1980. Also vor knapp 45 Jahren. AMG hat gerade angefangen. Und Lorenzer und Oettinger. Und ich glaube, Abt hat es in der Form noch gar nicht gegeben. Jedenfalls, das war vollkommen unüblich. Und wir haben diese Autos halt aufgemotzt.

Richard:
Und heute können Sie die Autos bestellen, wie Sie haben wollen. Und das war damals natürlich sehr außergewöhnlich. Naja, und das hat gut funktioniert. Und mein Mut ist gestiegen. Und ich habe also viele Aufträge angenommen. Naja, die Selbsteinschätzung. Ich habe Aufträge angenommen, die ich hätte nicht annehmen sollen. Da fällt mir einer ein. Ein Mercedes S-Klasse. Ein Amerikaner, der bei uns in der Stadt eine Freundin hatte. Und über mehrere Freunde rekomandiert war. Wollte von uns eine nagelneu zu bestellende Mercedes S-Klasse aufgemotzt haben. Das verkauft, mit der größten Selbstverständlichkeit. Und angenommen, Lederausstattung hineinzumachen. Das hat alles nicht bestellt gehabt, original. Lederausstattung reinmachen. Stereoanlage, riesige Videorekorder. Wer weiß noch, was ein Videorekorder ist. Videorekorder. Und Fernsehen. Vor 45 Jahren. Aber das ging schief. Das ging schrecklich schief. Die Lederausstattung hat ausgeschaut wie eine aufgeblasene Luftpatratze. Die Nähte sind aufgegangen. Die vielen Kabel haben wir nicht untergebracht. Ich kann überhaupt nicht nachdenken, was alles schiefgegangen ist.

Richard:
Zum Glück war dieser Amerikaner unheimlich sportlich. Er hat uns nicht geklagt. Also ich glaube, mein Unternehmen wäre schneller pleite gegangen, als ich angefangen habe. Es ging irgendwie noch gut. Ein anderer Fall. Wir haben jetzt so Mitte der 80er Jahre begonnen, Oldtimer zu restaurieren. Nachdem das nicht sehr viel anderes ist, als das Aufmotzen eines neuen Autos. Und dass man es halt mit alten Dingen zu tun hat. Aber Leder und Holz und Lackierung und so weiter haben wir alles gemacht. Und ich bin dann nach Essen gegangen. Nach Essen, auf die Techno-Klassiker. Gerade dieser Tage ist wieder diese Messe in Essen. Und habe dann dort ein halb restauriertes Auto hingebracht. Ein Porsche 356. Und ich glaube schon am ersten Tag dieser Ausstellung kam ein flotter Schritt. Das war ein Holländer. Albert hat er geheißen. Und sagt, hallo, grüße dich. Und ich sehe, du kannst Porsche restaurieren. Ich habe ein halb restauriertes Auto.

Richard:
Sieht so ähnlich aus wie das hier. Kannst du mir das fertig machen? Ja. Natürlich machen wir das fertig. Ah, das bin ich vom Holländer. Jedenfalls sagt er noch dazu. Damit du nicht zu viel investieren musst. Ich schicke dir ein Flugticket von Österreich nach Amsterdam. Und dort steht dann ein Porsche für dich. Und mit dem fährst du zu mir ins Dorf. Lichtenforde, das ist dann bei Bocholt. Und dort schaust du dir das Auto an. Und wenn alles gut geht, dann werden wir Handels 1. Und dann kannst du das Auto nach Österreich bringen. Super. Ich flog dort hin. Es war wirklich ein Porsche für mich in der Parkgarage. Dann hole ich das Auto und fahre mit dem Ding in sein Dorf. Und dort stand dieses Auto. Grün. Ich erinnere mich noch gut. Es bekam dann die Nummer 007 von uns. PO 07. Das war das siebente 356er, den wir restauriert haben.

Richard:
Er war lackiert. Er sah toll aus. Und daneben Kartons und Kisten mit Teilen. Angeblich vollständig. Die waren immer vollständig, die Autos. Egal, was wir dann gemacht haben. Hat man uns zumindest erzählt. Jedenfalls, ich habe gesagt, ich weiß nicht, was der Preis war, was ich ihm genannt habe. Ich glaube, 70.000 DM. Und würden wir das Auto restaurieren? Ja, sofort. Ja, passt. Wunderbar. Handschlag. Fertig. Und dann nimmt er das Auto. Ich hätte stutzig werden sollen. Das war natürlich zu blöd dafür. Na gut. Ich ließ das Auto nach Graz transportieren. Ich glaube, er hat es sogar selber gebracht. Und dann haben wir das Auto restauriert. Und restauriert. Und restauriert. Das Problem war nämlich, das Auto war auf der einen Seite länger als auf der anderen. Ich glaube, fünf Zentimeter. Selbst die Türen waren unterschiedlich. Drei Zentimeter längere und kürzere Türen. Hat das getroffen. Der, der das vorher bearbeitet hat, hat das natürlich gewusst.

Richard:
Und hat daher das Auto nicht fertig gemacht. Es hat ja nichts mehr gepasst. Keine Leiste. Kein Scharnier. Nichts mehr. Also, wir haben das Auto fertig gemacht. Und es war wirklich schön. Es fährt heute noch. Ich glaube, wir haben das Auto 19, weiß ich nicht, 83, 84 gebaut. Und jedenfalls, ich habe das Auto genommen. Habe es aufgeladen auf den Hänger. Fuhren nach Holland zum Albert und sage, Albert, da ist dein Auto. Er hat gestrahlt. Wach, das Auto ist schön. Und er hat so eine Freude gehabt mit dem Auto. Und dann ging es ans Abrechnen. Ich sage, Albert, gehen wir abrechnen. Er sagt, ja, machen wir. Wir haben ja einen vereinbarten Preis. Da sage ich, Albert, da habe ich ein Problem. Es geht sich nicht aus. Es hat mich selber doppelt so viel gekostet, wie ich mit dir ausgemacht habe. Sagt er, ja und? Da sage ich, Albert, das geht nicht.

Richard:
Ich überlebe es wahrscheinlich nicht, wenn ich nicht mehr Geld kriege. Daraufhin sagt er, ich habe jetzt gerade einen Termin. Ich muss jetzt weg. Ich komme gleich wieder. Und dann hat er mich gerade sitzen lassen. Ich glaube, eine halbe Stunde lang bin ich im eigenen Saft gekocht. Und dann kam er wieder fröhlich. Also machen wir zum Beispiel das Abrechnen fertig. Wo waren wir stehen geblieben? Dann sage ich, Albert, okay, wir haben eine Handschlagvereinbarung. Ich halte mich daran. Ich weiß nicht, wie es weitergeht. Aber okay. Ist in Ordnung. Zahl mir, was noch zu zahlen ist. Er ist zum Safe gegangen, erinnere ich mich noch. Hat ein Kuvert herausgeholt. Da war die Restsumme drinnen von dem, was noch offen war. Gibt mir das Kuvert und sagt, das sind die restlichen. Weiß ich nicht, wie viel. Und, und, und, und. Okay. Also ich mache mich auf und will gehen.

Richard:
Sagt er, oh, warte ein bisschen. Greift in die Hosentasche und holt noch einmal, ich glaube, 30.000 DM heraus. Das war ungefähr die Hälfte von dem, was mir gefehlt hat. Dann sagt er, damit du nicht pleite gehst. Und übrigens, da draußen ist das nächste Auto. Ich habe dann, glaube ich, acht Autos für ihn restauriert. Da wurde mein lieber Freund das restliche Leben, er lebt leider nicht mehr, und war für mich in einer wunderbaren Rolle eines Mentors, eines Türöffners, hat Leitplanke gespielt bei vielen Dingen. Wir waren sehr vertraut und das war eine wunderbare Geschichte, die sich daraus entwickelt hat. Menschen wie Albert braucht man. Ja, und auch dank seiner Hilfe kam ich in der Welt voran. Und das war eine herrliche Zeit. Aber 80 Stunden die Woche waren weg wie nichts. Ich bin ab und zu in zehn Tagen einmal um die Welt geflogen. Von, ich weiß nicht, London, New York, Los Angeles oder Hollywood, Tokio, Hongkong.

Richard:
Das war eine tolle Zeit. Aber Hongkong fällt mir ein. Auch hier wieder Missfind. Sozusagen. Dinge anders angehen. Ich habe gewusst, dass es in Fernost Leute gibt mit viel Geld, die Interesse haben an restaurierten Autos. Da habe ich mir gedacht, dann schauen wir halt, wie wir dort hinkommen. Und las in der Zeitung einen Artikel von einem gewissen Herrn Helmut Sohmen, Österreicher. Er lebt noch, ist ein alter Herr, verheiratet mit einer Chinesin. Und die haben gemeinsam, glaube ich, mit ihrem chinesischen Schwiegervater damals die weltgrößte private Shipping-Reederei. Worldwide Shipping. Und ich lese einen Artikel über ihn als Auslandsösterreicher und habe den ihm geschickt. Und zwar als Fax. Kurz davor hatten wir noch Telex. Und dann kam das Fax, also so ein Fernkopierer. Ich habe den Artikel zerschnitten und habe ihm den gefaxt. Und zwei Tage später rufe ich an und sage Hallo, guten Tag, ich bin der Richard Kaan.

Richard:
Ich habe das geschickt. Kann ich mit dem Herrn Sohmen sprechen? Natürlich die Vorzimmer-Dame. Also we call back. We call back. Wer immer mit Amerikanern oder mit Asien unterwegs ist, kennt das. We call back. Das heißt ungefähr auf Wiedersehen. Zwei Stunden später bittet mich das Telefon. Guten Tag, hier Sohmen am Apparat. Was kann ich für Sie tun? Habe ich Ihnen erzählt, dass ich alte Autos restauriere und mit Autos zu tun habe? Und sagt er, mit Autos können Sie nichts bei mir machen. Haben Sie keine Schiffe? Nein, kann ich leider auch nicht helfen. Sagt er, wissen Sie was, ich helfe Ihnen gerne natürlich. Wann kommen Sie nach Hongkong? Keine Idee nach Hongkong. Zu fahren oder zu fliegen. Sagt er, wenn Sie dann nach Hongkong kommen, schicken Sie meiner Sekretärin bitte das Hotel oder wo Sie dann absteigen werden und ich hinterlasse dann ein paar Adressen für Sie.

Richard:
Weil ich glaube kaum, dass ich aufgelegt habe, habe ich glaube ich schon die Flüge gebucht, was ja damals noch schwierig war. Reisebüro und Flüge buchen und Visum und so weiter. Und zehn Tage später war ich in Hongkong. Kannte keine Menschen dort. Und ich gehe in mein Hotel und dort war wirklich ein Brief für mich. Für Richard Kaan. Und da drinnen waren zehn Adressen mit Telefonnummern. Am zweiten Abend habe ich die erste Vollrestauration verkauft. Herrlich. Ja, also das waren so Zeiten, Rushhour des Lebens, was kostet die Welt. Ja, also es war herrlich. Und dann hat mich der Mut verlassen.

Richard:
Wenn du beim Arzt sitzt und er sagt, Sie haben Krebs. Aggressiv. Regeln Sie, was zu regeln ist. Dann hast du keinen Mut mehr. Dann hast du auch kein Selbstvertrauen mehr. Dann hilft nur eins. Dann hilft nur Vertrauen. Vertrauen in die Institutionen, in die Ärzte, in Leute, die dir helfen können. Damit du Hoffnung hast. Meiner Erfahrung nach kann man mit so einem Urteil in drei Formen umgehen. Die eine Variante ist, es negieren. Und sagen, sichern. Fehldiagnose. Geht mich nichts an. Kann bei mir nicht sein. Und das vielleicht sogar niederarbeiten. Die zweite Variante ist, warum ich? Selbstmitleid. Katastrophe. Und die Welt bricht zusammen. Und die dritte Variante ist, wie eine Herausforderung anzunehmen. Eine Managementaufgabe. Und so habe ich das gemacht. Und ja, heute, viele Jahre später, weiß ich, es ist gut gegangen. Dank der Ärzte, dank der Institutionen. Aber damals war das schon eine harte Geschichte. Fällt mir ein, ein Zitat einer Dichterin.

Richard:
Hilde Thomin hieß sie. Die musste fliehen. Und ich glaube, sie floh nach Brasilien. Und musste mit null wieder anfangen und hat Briefe geschrieben. Und einen Brief an ihren Bruder, der erinnert mich daran. Da schrieb sie, ich setzte meinen Fuß in die Luft. Und sie trug.

Richard:
So ähnlich ging es mir auch. Heute gibt es jemanden so ähnlich, den Sie vielleicht kennen. Christoph Daum. Christoph Daum, Fußballtrainer, ich glaube, damals von Leverkusen. War übrigens sehr erfolgreich momentan. Christoph Daum hat auch Krebs. Heute. Und er redet darüber. Er spricht anderen Leuten Mut zu. Und spricht ganz offen darüber. Ich glaube fast, er wird sich auch hinselber ein bisschen Mut zusprechen. Aber. Alles was hilft. Ist gut. Daum wurde damals genannt, der Magier. Er hat auch irgendwann das Wort gewählt von Fußball ist ein ernstes Geschäft. Viele haben das nicht so gesehen. Sehen es heute auch nicht so. Aber er hat eins zum Beispiel gemacht. Er hat seine Fußballer von Leverkusen über Glassplitter gehen lassen. Über Glasscherben. Fußballer. Die davon leben, dass sie gesunde Füße und Beine haben. Wie hat er das gemacht? Hat zusammen mit seinem Mentalcoach. Das ihn selbst versuchen. Und mit einem langsamen hinführen.

Richard:
Und hat es wirklich geschafft, dass alle seine Fußballer darüber gegangen sind. Über die Glassplitter. Das Selbstvertrauen danach. Das Selbstvertrauen war grenzenlos. Ich weiß nicht, wie oft sie damals gewonnen haben. Vielleicht ist es momentan wieder passiert. Jedenfalls. Bayer Leverkusen ist ja, glaube ich, ganz toll unterwegs.

Richard:
Im Gegensatz dazu aber heute wage ich fast zu behaupten, wir leben in einer Zeit der Mutlosigkeit. Mutlosigkeit auch verstärkt, ganz stark verstärkt durch das Internet. Soziale Medien. Wir vergleichen uns ununterbrochen mit Unrealen. Wir vergleichen uns mit allen Menschen, die alle ein super Leben haben. Jedem geht es toll dort. Und sie haben Sixpacks überall, wo sie es normalerweise nicht haben. Und gephotoshoppte Figuren und Gesichter etc. Damit können wir es nicht vergleichen. Das erzeugt Mutlosigkeit. Oder wir haben Angst vor der Ablehnung. Wenn Sie heute in den sozialen Medien unterwegs sind und diese Echokammern kennen. Egal, was Sie posten. Es gibt immer ein, zwei, drei Leute, die dagegen sind. Warum auch immer. Und das entsteht dann so ein Ping-Pong-Effekt. Und drei Leute machen ihren Wirbel, als ob es Hunderte wären. Apropos drei Leute. Wir haben auch keine richtigen sozialen Verbindungen mehr im Internet. Wie ja Friends und Likes und lauter solche Dinge.

Richard:
Das sind wir Menschen nicht. Wir Menschen ticken analogue. Und wir wollen analogue andere Menschen vor uns haben. Wir wollen sie sehen. Wir wollen ihre Bewegungen. Wir wollen so diese zwischenden Zeilen. Wir wollen sie riechen. Das ist wichtig. Nämlich, was uns jetzt auch getroffen hat oder viele von uns betroffen hat, ist nicht nur die Unsicherheit im sozialen Umfeld, sondern auch im Geschäft. Ich halte mir ein, ein Wirt, ich glaube es war Heilbronn, Heidelberg, weiß nicht. Jedenfalls, der hatte, glaube ich, drei oder vier Restaurants. Trotz Corona ging alles gut, ist alles gut überstanden. Und er hat beschlossen, ich will jetzt erweitern. Weil es ging gut. Und er war vorher so erfolgreich, dass er seine Kinder alle hat studieren lassen. Und einer der Söhne, den er hat studieren lassen, war Ökonom. Der ist zu einer Bank gegangen. Und den hat er auch gefragt und sagt, Sohn, ich möchte jetzt ausbauen.

Richard:
Du verstehst ja was von der Wirtschaft. Wie geht das weiter bei uns mit der Wirtschaft? Und der Sohn studiert die Charts und die, ich weiß nicht, die Zinstabellen und alles, was er so wusste. Und sagt dem Vater, Vater, ist keine gute Idee. Die Wirtschaft geht runter. Es geht nicht gut. Lass es lieber bleiben. Der Vater hat nicht investiert. Der Vater hat nicht ausgebaut. Der Vater hat geglaubt, was er gehört hat, dass es immer schlechter geht. Und alle seine Läden gingen schlechter. Ich weiß nicht, ob er jetzt hier schon zugesperrt hat. Auf jeden Fall, der Erfolg ist weit weg. Wir leben alle in diesen Glaubenssätzen. Ich glaube aber, wir müssen uns von dieser Mutlosigkeit verabschieden. Ob wir jetzt Manager sind, der Wirtschaft zum Beispiel, die immer nur das Gleiche tun. Das Gleiche halt schneller tun und besser und radikaler tun. Aber die Chinesen kennen das alles besser.

Richard:
Die können das alles viel billiger. Andere Standards, also nicht nur Chinesen, sondern fern aus. Wir können damit nicht mithalten. Wir müssen Dinge anders tun. Wir als mutlose Helikopter-Eltern oder Schneepflug-Eltern, die unseren Kindern alles aus dem Weg räumen wollen, die sie beschützen wollen. Wir schaffen es, dass unsere Kinder kein Selbstvertrauen entwickeln können. Lasst die Kinder doch ihre Fehler machen. Und wir, jetzt absichtlich wir mutlosen Politiker, ich bin keiner, aber es sind lauter Politiker ohne Visionen. Es gibt sehr gute Politiker, gar keine Frage. Aber die Politiker müssten den Wählern doch die Wahrheit sagen können. Das ist es heute und wir müssen dorthin. Es ist doch viel gescheiter, als uns ununterbrochen das Blaue vom Himmel runterzuerzählen. Also in der heutigen Welt, wo sich alles so radikal ändert, künstliche Intelligenz kommt über uns, ob wir wollen oder nicht. Es wird viele Arbeitsplätze kosten und dann wieder viele Arbeitsplätze schaffen.

Richard:
Die Digitalisierung hat es ähnlich gezeigt oder auch die Industrialisierung. War ja immer so. Wir haben heute Kriege. Wir haben heute eine Demografie, die wir uns vor 20 Jahren nicht hätten vorstellen können. Es war aber schon immer da. Wir müssen damit umgehen lernen. Zum Beispiel auch in der Arbeit. New Work. Oder wenn ich höre Work-Life-Balance. Für mich eine mittlere Katastrophe. Das heißt nämlich, eins ist gut und eins ist schlecht. Nein, wir müssen versuchen, eine Form der Arbeit zu finden, wo wir einen Sinn haben. Wo wir sichtbar bleiben. Wo wir freudvoll arbeiten. Egal in welchem Alter.

Richard:
Digitalisierung ist nicht aufhaltbar. Home Office. Überhaupt Dislozierung von Arbeit. Vorher war Kontrolle so, indem sie etwas befohlen, angeschafft haben. Dann haben sie es kontrolliert. Natürlich haben sie nicht immer kontrollieren können. Ob da jetzt Katzenvideos geschaut werden oder was anderes. Aber sagen wir, die Mehrzahl hat natürlich auch wirklich ordentlich gearbeitet. Das konnte man kontrollieren. Heute, Home Office, kontrollieren Sie mal. Weil es geht nur mit Vertrauen. Und Vertrauen tut nicht weh. Das, was weh tut, ist nur das enttäuschte Vertrauen. Und es gibt viele Untersuchungen, die sagen, dass wenn man den Leuten ein großes Vertrauen entgegenbringt, dass man selber viel seltener enttäuscht wird, als wenn man kein Vertrauen hat. So ticken wir einfach irgendwie. Wir müssen also vertrauen, dass die Dinge gut gehen. Aber wir müssen auch uns selbst vertrauen. Wir müssen uns selbst einschätzen. Selbst wenn wir uns ab und zu überschätzen. Selbstüberschätzung. Also eine Frau, die mit Selbstvertrauen sehr viel erreicht hat, war eine Amerikanerin namens Helen Keller.

Richard:
Sie ist 1968 gestorben. Eine Amerikanerin, eine Autorin und Rednerin. Die war blind. Und taub. Und sehr erfolgreich. Und die hat so einen schönen Satz geprägt. Sie sagt, das Leben ist entweder ein gewagtes Abenteuer oder nichts. Ja, also ich bin auch jetzt in meinem gewagten Abenteuer, in meinem dritten Berufsleben, dritten Abenteuerleben. Ich möchte ja noch mindestens ein paar Jahre leben. Ich möchte 20, 25 Jahre arbeiten. Aber eben nicht mehr das Gleiche wie vorher. Sondern jetzt als Autor für Bücher und Speaker. Und wenn Sie mehr von mir wissen wollen, so finden Sie mich auf Google oder unter richardkaan.com. Ihnen wünsche ich noch einen schönen Tag und viel Erfolg. Auf Wiedersehen.

Richard:
Danke

Richard:
Fürs Reinhören in meinem Podcast. Mehr Informationen gibt es auf meiner Webpage richardkaan.com. Bis zum nächsten Mal.

Richard:
Tschüss.

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