Milena - Auch die Gen-Z hat manchmal keine Antwort. Manchmal halt.

Milena – Auch die Gen-Z hat manchmal keine Antwort. Manchmal halt.

Nicht alle ihrer Altersgenoss:inen sind wie Milena. Wenn man sich mit ihr unterhält, glaubt man nicht, dass die hübsche und gescheite Frau vis-a-vis noch so jung ist.

Und so genau weiß, was, und wohin sie will. Gemeinsam mit ihrer Partnerin Jasmin befasst sich ihr erfolgreiches Unternehmen „LevelUP“ mit der Herausforderung, Gen Z zu erreichen. Als Kunden und als Arbeitskräfte.

Dauer: 00:31:42

Veröffentlicht am: 22.11.2023

Transkript

Milena:
Wenn Chen Zed einen Job für 20 Stunden annimmt, dann wird Chen Zed nicht 35 Stunden in diesem Job arbeiten.

Richard:
Für

Richard:
Mein Buch über die Arbeitswelt 50 plus durfte ich eine Reihe von besonderen Persönlichkeiten interviewen. Heute zu Gast bei mir ist eine junge Dame. Ich darf sie als Powerfrau bezeichnen. Zusammen mit ihrer Partnerin Jasmin betreibt Milena die Agentur Level Up, die sich intensiv mit der Digitalisierung der Arbeitswelt beschäftigt. Und die Damen sehen sich ganz besonders als Übersetzerinnen zwischen der Generation Z und den Unternehmen. Habe ich das richtig gesagt?

Milena:
Sehr richtig, ja.

Richard:
Hallo Milena, schön, dass du da bist.

Milena:
Vielen Dank für die Einladung.

Richard:
Kannst du uns bitte mal erklären, was ist die Generation Z?

Milena:
Natürlich. Als Generation Z bezeichnet man die Personen, die zwischen dem Jahr 2000 und 2010 geboren wurden. Das heißt, diese Personen sind jetzt zwischen 23 und 13 Jahren alt.

Richard:
Wenn ich das richtig recherchiert habe, ist das ein bisschen überschneidend mit den Millennials, 95 bis 2000. Also es ist keine klare Definition.

Milena:
Genau. Es ist immer abwechselnd, je nachdem, auf welche Quellen man sich bezieht.

Richard:
Was ist das Besondere an dieser Generation?

Milena:
Eine große Besonderheit der Generation Z ist, dass wir, weil ich zähle da ja auch dazu, mit der Digitalisierung aufgewachsen sind. Sprich, das Smartphone gab es schon in der ersten Klasse Volksschule für die jetzt noch Jüngeren, sogar noch früher. Wir waren von Anfang an sozusagen mit diesem digitalen Wandel betraut und sind da gleich von Anfang an sozusagen ins kalte Wasser gestoßen worden und haben diese Mittel dann auch bis jetzt sehr gut für uns nutzen können.

Richard:
Gut, also wenn wir die Digitalisierung genießen, man könnte ja fast sagen, die Generation Smartphone.

Milena:
Ja, definitiv.

Richard:
Wenn du jetzt andere Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Generationen ein bisschen hervorheben könntest, abgesehen vom Smartphone, nämlich die Boomer, die ja eigentlich das andere Ende fast der Arbeitswelt sind, die gerade noch drinnen sind, beziehungsweise die Generationen dazwischen. Wo haben wir noch deutliche Unterschiede?

Milena:
Also ein großer, deutlicher Unterschied gegenüber anderen Generationen ist, dass die Generation Z sehr nach Sicherheit strebt, was das Arbeitswesen betrifft, allerdings nur sehr begrenzte Maßnahmen sozusagen zur Verfügung stellt, diesen Anforderungen auch nachzukommen im Vergleich zu anderen Generationen. Sprich, wenn man das jetzt gleich konkret nennt, wenn Gen Z einen Job für 20 Stunden annimmt, dann wird Gen Z nicht 35 Stunden in diesem Job arbeiten, wohin zum Beispiel andere Generationen wie Millennials. Da offen gegenüber Überstunden zum Beispiel.

Richard:
Ich würde das jetzt nicht werten. Wir kommen nachher dann noch zu den Auswirkungen dieser Geschichte. Aber kann man auch sagen, dass sich diese Generation als nicht so belastbar sieht? Oder nicht belastet werden wollen?

Milena:
Diese Generation macht einen sehr klaren Cut zwischen dem, was sie als ihre Verantwortung sieht und dem, was sie als nicht ihre Verantwortung sieht.

Richard:
Was sind jetzt die Forderungen der Generation Z an die Arbeitswelt?

Milena:
Also die größte Forderung ist Nummer eins, eine Jobsicherheit und Nummer zwei, die Flexibilität. Sprich, Gen Z möchte nicht mehr 20, 40 Stunden in einem Büro sitzen, sondern möchte die Möglichkeit haben, auf Reisen zu arbeiten, mal vormittags, mal nachmittags zu arbeiten, sprich auch zeitlich flexibel zu sein. Was aber auch dazu kommt, ist der finanzielle Aspekt. Gen Z möchte fair und gut bezahlt werden, schon fast überdurchschnittlich.

Richard:
Also ich glaube nicht, dass ihr das sehr unterscheidet von den anderen Generationen. Sie artikuliert es möglicherweise nur lauter. Eine faire Bezahlung, glaube ich, will jeder haben.

Milena:
Ja, ich denke, dass Generation Z fordert, bevor sie leisten, in vielen Punkten. Nicht immer, aber es wird öfter schon ein sehr großer finanzieller Rahmen gefordert, bevor eine große Erfahrung in einem Arbeitsbereich gibt.

Richard:
Wie siehst du persönlich die Situation? Dinge zu fordern, bevor man noch gezeigt hat, dass man es überhaupt kann?

Milena:
Naja, also als Agenturinhaberin, sprich Unternehmerin, sowie persönlich finde ich schon, dass man zuerst leisten sollte, zumindest in gewisser Weise in Vorleistungen gehen sollte, bevor man denn dann tatsächlich eine Überbezahlung zum Beispiel fordert. Aber es sollte natürlich in Balance gehalten werden und niemand sollte sich dafür ausbeuten lassen.

Richard:
Wie steht die Generation Z? Wie sieht die Generation Z überhaupt zum Erwerbseinkommen?

Richard:
Was

Richard:
Kann man tun, um als Arbeitgeber Jugendliche dafür zu interessieren, für Geld Arbeit zu leisten?

Milena:
Ich glaube, dass diese Bereitschaft da ist, für Geld Arbeit zu leisten. Allerdings sieht die Generation Z das immer in Perspektive zu, ich leiste erst dann, wenn meine Anforderungen getroffen sind. Wie zum Beispiel Flexibilität, dass nicht jeder 40 Stunden arbeiten möchte, beispielsweise.

Richard:
Wie sieht die Generation Z Teamarbeit, alt und jung gemeinsam? Was ist da die Erwartungshaltung oder was wollen Sie absolut nicht dabei?

Milena:
In Bezug auf Teamarbeit ist es Generation Z wichtig, dass sie sich einbringen dürfen. Generation Z ist aber eine sehr lernbereite Generation. Generation Z möchte lernen und möchte auch von den Erfahrungen lernen. Es ist aber natürlich wichtig, dass sie sich einbringen dürfen. Es ist natürlich wichtig, dass das, was Generation Z einbringt, auch gehört wird.

Richard:
Was können die Alten von den Jungen lernen und was können die Jungen von den Alten lernen?

Milena:
Die Jungen können von den Älteren definitiv lernen, dass man im Leben etwas leisten muss. Weil ohne etwas zu leisten, wird man es meiner persönlichen Meinung nach nicht weiterbringen.

Richard:
Ist das nicht ein bisschen ein Widerspruch zu, ich will nur 20 Stunden arbeiten und auf der anderen Seite sagst du, ich will was leisten?

Milena:
Ich denke, das ist Leistung nicht. Nicht in meinen Arbeitsstunden gezählt werden muss, sondern eher in dem, was dann tatsächlich geschafft wird. Und ich glaube, dass in manchen Bereichen kürzere Arbeitszeiten in diesem Bereich dann bessere Ergebnisse erzielen. Ich glaube aber nicht, dass es möglich ist, dass jeder nur 20 Stunden arbeitet.

Richard:
Wir kommen dann auch dorthin, wer das dann finanzieren soll und wie man das finanzieren soll. Wie ist die Einstellung der Generation Z zu New Work und dem, was New Work alles postuliert?

Milena:
New Work ist für die Generation Z ein sehr wichtiges Thema. Sie fühlen sich in New Work, sprich flexiblen Arbeitszeiten, das Arbeiten mit digitalen oder neuartigen Technologien, aber auch eben, ich sage jetzt mal, Arbeitszeitenflexibilität sehr aufgenommen und sehr gehört. Aber auch bezogen darauf, dass nicht jeder Job zum Beispiel vom Büro aus gemacht werden muss. Was man aber in Bezug auf Corona schon gemerkt hat, ist, dass die Generation Z nicht nur die Arbeit, die sie machen muss, sondern auch das Online-Only für die Generation Z auch nicht das Perfekte sozusagen ist. Das ist dann auch nicht das, wo die Generation Z hin möchte.

Richard:
Wahrscheinlich auch aus dem Lernen heraus, dass dieses Abgeschnittensein von Sozialkontakten, von gemeinsamem Erleben auch ein wichtiger Punkt ist in der Arbeitswelt. Denn das Austauschen beim Kaffee oder am Gang oder Ähnliches ist natürlich jetzt im nur digitalen Leben nicht machbar. Aber wie sieht das die Generation Z prinzipiell die Viertagewoche?

Milena:
Prinzipiell ist die Generation Z ein Vertreter der Viertagewoche, um es so zu sagen, um es jetzt zu generalisieren. Es gibt natürlich immer wieder Personengruppen, die sich von dem sehr stark unterscheiden. Ich sage jetzt Unternehmer in diesem Bereich sehen diesen Punkt anders als Arbeitende.

Richard:
Das ist ein guter Punkt, wo ich vielleicht einhaken darf. Du selber hast ja beide Welten gesehen. Meine Erfahrung war, dass wenn ich Mitarbeiter hatte, haben sie ihre Position in diesem Arbeitsumfeld in einer bestimmten Richtung gesehen. Kaum haben sie die Seiten gewechselt und wurden Unternehmerinnen oder Unternehmer, hat das alles nicht mehr gegolten.

Milena:
Ja, das stimmt. Das ist definitiv ein Punkt, den ich auch selbst an mir gesehen habe als Arbeitnehmerin. Ich habe mich einige Punkte kritisiert, die ich als Unternehmerin jetzt sehr wohl verstehe. Ich sehe Kommunikation als einen wichtigen Punkt und ich sehe es so wichtig, dass Unternehmen ihrem Team, ihren Mitarbeitenden sehr wohl auch Standpunkte oder Einblicke geben, um deren Meinung zu verstehen, aber auch ihre Mitarbeitenden zu hören, weil man hat nicht immer die einzig wahre Perspektive. Und es ist gut, sich eben von beiden Seiten das Wissen und die Erfahrung zu vermitteln. Und diese Erfahrungen anzuhören und diese dann auch zu verarbeiten.

Richard:
In der vordigitalen Welt haben Wissende, in welcher Form auch immer, auch die Funktion gehabt, dieses Wissen zu transportieren. Dann kam Google und dann kam heute künstliche Intelligenz etc. Und die Wissenden sind nicht mehr gefragt, weil das Wissen ist omnipräsent. Ich kann heute, ob ich jetzt… Ja. Ja. Ja. Ich kann heute, ob ich jetzt mit einem Instrument etwas eingebe, eine Antwort kriegen, ob es richtig ist oder falsch ist. Aber ich bekomme sofort eine Antwort. Kann es sein, dass junge Leute, die primär mit digitalen Devices aufgewachsen sind, glauben, sie wissen schon alles, weil sie auf Knopfdruck sofort das Wissen abrufen können?

Milena:
Das ist eine interessante Frage. Generation Z glaubt nicht, dass sie alles wissen. Es hat sich eh ein bisschen verlagert zu, ich muss nicht alles wissen, ich muss nur wissen, wo ich es finde.

Richard:
Ja, wir kommen nachher dann noch zu dem Punkt, wo wir sagen, wie schaut es jetzt aus mit Check und Recheck und Doublecheck etc. Vielleicht vorher noch kurz zur 4-Tage-Woche, wo wir waren. Wenn ich also das richtig verstehe, ist eine 5-Tage-Woche mit 40 Stunden out of range. Das ist nichts, was Sie sich vorstellen können. Aber ich lasse es einfach mal so stehen. Und wenn wir jetzt weiter runter reduzieren und sagen, okay, vollen Lohnausgleich, aber höchstens 30 Stunden, wie soll das finanzierbar sein?

Milena:
Das ist eine gute Frage. Das ist eine gute Frage und das stelle ich mir auch selbst oft diese Frage, wenn ich Jobs ausschreibe oder Bewerbungen bekomme.

Richard:
Wie sind wir da dort, wo wir die beiden Seiten vergleichen müssen? Wenn du jetzt als Recruiterin, du sagst ja gerade, du hast immer wieder Stellenausschreibungen für deinen eigenen Betrieb, wenn du jetzt einen Job zu vergeben hast. Und sagen wir, rein theoretisch, der oder die Bewerberinnen sind vollkommen gleich qualifiziert. Gibt es nicht, aber sagen wir. Der oder die eine ist 30 und der oder die andere ist 50. Wen stellst du ein, warum und warum?

Milena:
In unserem Falle ziemlich sicher die 30-jährige Person. Wir sind im Social Media, im Online-Marketing-Thema tätig. Aus dem Thema, dass diese Person in vielen Kanälen mehr Aktivität vorweisen kann, jetzt generalisiert gesagt, als eine… 50-jährige Person beispielsweise.

Richard:
In jedem Unternehmen gibt es ganz, ganz viele Jobs, die vollkommen analogue sind, die nichts mit digitaler Welt zu tun haben. Nehmen wir an, ein solcher Job ist zu vergeben.

Milena:
Dann würde ich wahrscheinlich zur 50-jährigen Person tendieren. Warum? Weil diese Person im Generellen diesen Job dann schon länger gemacht hat und somit sozusagen mehr Erfahrung mitbringen kann. Auf der anderen Seite aber auch, weil… Der ist… Der Arbeitsstil hat sich verändert und was wir mitbekommen haben, dass ältere Bewerber, Bewerberinnen andere Anforderungen an den Job stellen als jüngere Bewerber und Bewerberinnen. Und wenn es jetzt um einen nicht-analogen Job geht, der es benötigt, dass diese Person jeden Tag zum Beispiel 5 Stunden von 8 bis 13 Uhr im Büro sitzt, dann wäre auch eine 50-jährige Person unserer Erfahrung nach eher gewillt, diesen Job auch tatsächlich begeistert auszusetzen. Ohne sich nach einem halben Jahr zu denken, boah, da gehe ich lieber woanders hin.

Richard:
Sehr guter Punkt. Für mein nächstes Buch über die Arbeitswelt 50 plus habe ich ja ganz viele Leute interviewt, HR-Chefs, aber auch ganz normale Menschen, nicht nur Wichtigkeiten. Und auch diese selbe Frage habe ich Unternehmen und Unternehmerinnen immer wieder gestellt. Die Antworten waren sehr interessant. Es hat ja einige gegeben, die immer gesagt haben, ich will nur die Junge oder den Jungen, weil die sind digital so firm und die bringen neue Ideen. Und dann hat es andere gegeben, die gesagt haben, naja, wenn es gleich ist, dann doch vielleicht lieber den Alten oder die Alte. Und deren Antwort war ganz interessant. Warum, wenn das so wäre? Die sagen, wäre die 30-Jährige, wenn sie gut ist, bleibt sie mal höchstens drei Jahre, dann ist sie weg. Oder sie stellt solche Forderungen, dass sie sich nicht mehr erfüllen kann. Und wenn sie schlecht ist, bleibt sie hoffentlich keine drei Jahre.

Richard:
Und die 50-Jährige, die wollen sich nicht mehr verändern. Die kommen jetzt her. Das heißt, ich kann mit denen als Unternehmer rechnen. Die bleiben 15 Jahre, wenn sie gut sind. Und ansonsten muss man sich halt vielleicht trennen. Aber meine Perspektive ist eine ganz andere. Das heißt, diese Volatilität, wie du vor einem halben Jahr gesprochen hast, ist ja aus Unternehmersicht eine Katastrophe,

Milena:
Bitte. Ja, in der Tat, das stimmt.

Richard:
Wohlfahrtsstaat. Wir wissen ungefähr, was der Wohlfahrtsstaat ist. Wie steht die Generation Z zum Wohlfahrtsstaat?

Milena:
Die Generation Z profitiert vom Wohlfahrtsstaat. Es gibt oft die Situation, dass junge Personen sagen, bevor ich jetzt dann tatsächlich mein Studium abschließe oder jetzt dann gleich nach dem Studium arbeiten gehe, dann mache ich doch lieber mal ein Jahr nichts. Und diese Personen profitieren sehr gut davon, dass andere Personen in dieses System einzahlen. Auf der anderen Seite bringt es aber sehr viel Unsicherheit, weil die Generation Z weiß, dass für sie selbst wahrscheinlich keiner mehr einzahlt. Sprich. In 10, 15, 20 Jahren, wenn sich das alles so weiterentwickelt, wie es bisher ist, dann können wir oder kann ich zum Beispiel von unserem Pensionssystem ganz bestimmt nicht mehr profitieren oder überleben.

Richard:
Also diese Diskussion kenne ich seit ungefähr 40 Jahren. Dass es immer wieder geheißen hat, ich werde ja dann keine Pension mehr bekommen. Lassen wir die Pension einmal beiseite. Das ist ein ganz eigener Bereich. Unser Wohlfahrtsstaat besteht ja aus ganz, ganz vielen Selbstverständlichkeiten. Wir haben ein Gesundheitswesen. Wo ich heute überall behandelt werden kann. Ich habe ein Ausbildungswesen, wo ich überall gratis eine Grund- und meistens sehr gute Ausbildung haben kann. Irgendeiner muss die finanzieren. Und wenn die Generation Z sagt, wir wollen das nicht finanzieren, wie soll das dann gehen?

Milena:
Das ist bestimmt ein Thema, wo erster Generation Z auch an Aufklärung fehlt. Beziehungsweise wo dieses Thema nicht klar genug an die Beteiligten sozusagen herangetragen wird. Es ist natürlich. Auf der einen Seite ein großes Streben nach Sicherheit da. Die Generation Z wünscht sich Sicherheit. Sie wünscht sich diese Vorteile.

Richard:
Aber wir wollen wenig dafür tun. Genau. Das geht ja nicht, bitte.

Milena:
Da stimme ich dir auf alle Fälle zu.

Richard:
Ist es dann nicht jetzt etwas provokant gesagt, Aufgabe von dir und deiner Generation und denen, die das klar sehen, zu sagen, liebe Leute, das funktioniert nicht. Wenn du morgen noch zum Arzt gehen willst, dann musst du mehr als 20 Stunden arbeiten, weil es geht dir nicht aus.

Milena:
Ich stimme dir da komplett zu. Nicht nur dem Gesundheitssystem, sondern eben, wie du es vorher auch schon angesprochen hast, die Ausbildung, die Universitäten, das Thema Studiengebühren, ja oder nein.

Richard:
Na alles. Straßenbau ist ja wurscht. Abgesehen von der Pension gibt das Sozialstaat so wahnsinnig viel Geld aus. Und das muss verdient werden.

Milena:
Definitiv. Da stimme ich dir zu.

Richard:
Also eine interessante Frage, wie das weitergeht. Was benötigt die Generation Z zum täglichen Leben?

Milena:
Die Generation Z benötigt… Zum täglichen Leben ihr Smartphone, weil ohne das Smartphone steht die Generation Z in der Früh schon mal nicht auf. Okay. Du wirst es mir nicht glauben, aber… Ich glaub’s dir. Der erste Griff ist schon mal zum Handy. Also es ist nicht, weil ich meinen Wecker abstellen will, sondern man checkt dann mal, was…

Richard:
Was alles passiert ist, während ich nicht hingeschaut habe. Genau.

Milena:
Weil es könnte etwas Wichtiges passiert sein zwischen 23 und 6 Uhr. Ist was

Richard:
Wichtiges passiert

Milena:
In der Regel? In den seltensten Stellen. Okay. Das ist das Wichtigste sozusagen beim Aufstehen. Aufstehen, raufschauen aufs Handy, generell digitale Produkte. Ich sag mal, Generation Z probiert ganz gerne die digitalen Gadgets aus und benötigt sie dann auch schon bald zum Leben. Ob das jetzt der Airkey ist, weil man sich nicht mehr erinnern kann, wo man seinen Schlüssel hingelegt hat oder was auch immer. Die Generation Z macht sich aber sehr schnell von diesen Dingen abhängig.

Richard:
Es gibt ein Angebot, es ist leicht verfügbar und es kostet nichts. Oder kostet fast nichts. Das ist ja, glaube ich, überhaupt so ein… Ein Credo geworden. Ich bin nicht bereit zu zahlen für bestimmte digitale Leistungen. Das ist alles einfach immer da. Wie stellt sich die Generation Z vor, wie das finanziert wird?

Milena:
Dieser ganze Punkt bezieht sich ja nicht nur auf das Digitale, sondern auch auf andere Produkte, wie zum Beispiel Kleidung. Auf der einen Seite leben wir in einer Welt, wo Kleidung für quasi keine Kosten in anderen Ländern unter widrigsten Bedingungen hergestellt wird. Auf der anderen Seite… Auf der anderen Seite werden diese Kleidungsstücke dann von Bekannten auf Instagram, TikTok, Facebook etc. promotet und sehr viele Personen bestellen das dann, kaufen das dann.

Richard:
Thema Nachhaltigkeit, wie wir vorher gesprochen haben. Das ist ja der absolute Widerspruch.

Milena:
Genau. Es ist, wo man sagen muss, es ist nicht die einzige Generation, die in Widersprüchen lebt. Aber

Richard:
So große Widersprüche gibt es, glaube ich, nirgends.

Milena:
Ja und nein. Ich denke, dass man… Aber man muss unterscheiden zwischen Alter und Generation. Okay. Ein gewisser Teil der Naivität und des Unwissens, sage ich mal, ist bestimmt auch ein Thema des Alters, wo ich sage, Punkte, die mir mit 15 vielleicht nicht bewusst waren, sind mir jetzt mit 23 sehr wohlbewusst. Und die sehe ich ganz anders als damals. Das ist etwas, das, sage ich mal, wächst sich aus. Auf der anderen Seite gibt es dann aber diesen, innerhalb der Generation, diesen Konflikt der Werte und Wertvorstellungen.

Richard:
Wieder provokant gesagt, müssten dann nicht die etwas… Das erfahrenen Generationen, Sättlerinnen, eine Aufgabe darin sehen und sagen, liebe Leute, mit 13, 14, 15, eure Welt ist eine Illusion. Das funktioniert nicht. Ihr habt natürlich das Recht des Revolutsans, das Recht des Besserwissens, das Recht, eure eigene Welt zu stricken. Aber wenn ihr in dieser Welt leben wollt, dann müsst ihr bestimmte Dinge hinnehmen, die nicht ganz so gestrickt sind, wie ihr euch das vorstellt.

Milena:
Ja, und ich sehe definitiv Vertreter der Generationenzeit, die etwas tun in diesem Bereich. Wenn man sich jetzt Greta Thunberg zum Beispiel anschaut, auf das Nachhaltigkeitsthema bezogen, dann ist das ja eine Vertreterin der Generation Z, die sich sehr aktiv für dieses Thema einsetzt und die auch diese Generation, aber auch andere Generationen aktiv und, ich sage jetzt mal, positiv beeinflusst hatte, lassen wir den Extremismus jetzt außen vor, aber ein generelles Bewusstsein dafür geschaffen hat, diesen Bereich im Leben zu verbessern.

Richard:
Und gehen deswegen weniger junge Leute zu H&M? Oder zu Pimki oder wie sie alle heißen? Und tun sie weniger für ganz kleines Geld verwenden, das zu normalen Kosten nicht produziert werden kann? Tun sie weniger, würde ich sagen, unnachhaltig wirtschaften, weil die Greta ihre berechtigten Forderungen nennt?

Milena:
Ein Bereich, wo auf alle Fälle Veränderungen stattgefunden haben, ist das Thema Ernährung, wo sehr viel für die Nachhaltigkeit getan wird, verglichen mit anderen Bereichen. Beim Einkaufen, Shoppen. Da gebe ich dir recht. Es gibt aber genauso die Gegenbewegung in unserer Generation, wo zum Beispiel Influencer, Public People das aktiv vertreten und auch unsere Generation immer wieder vor Augen halten, dass das aktive und aktuelle Konsumverhalten nichts für die Ewigkeit ist.

Richard:
Ich kenne mich ja bei euren Influencerinnen, sind sie ja meistens nicht so gut aus. Aber ich habe mir ein paar angeschaut. Für mich war keine einzige, die nachhaltig Dinge propagiert hat. Und die erfolgreichsten sind, glaube ich, wenn es um Mac. ab geht, wenn es um körperliche Befindlichkeiten geht, wenn es um Quandt geht, et cetera. Ich habe keine gefunden, die da sagt, Burschen und Damen, das dürft ihr alles so nicht machen. Und die dann vielleicht auch noch einen Einfluss hätten.

Milena:
Ich kann sogar wen, weil ich hier selber folge, ich finde sie ziemlich cool. Aber es ist natürlich die persönliche Aufgabe einer jeden und eines jeden selbst, sich mit den Einflüssen sozusagen zu umgeben, die einen dann auch positiv beeinflussen und nicht nur zu einem erweiterten Konsumverhalten zum Beispiel drängen.

Richard:
Kann man einem 15-Jährigen zumuten, hier die richtige Wahl zu treffen, da zu unterscheiden?

Milena:
Man kann aus Unternehmenssicht aktiv auf Influencer zurückgreifen, die dieses Thema aufgreifen und kommunizieren und dann diese Personen nutzen, um damit Werbung für positive oder sage ich jetzt mal nachhaltigkeitsfreundlichere Alternativen zu werben. Das

Richard:
Ist das System der Influencer. Aber ich sehe hier eine Disbalance. Ich glaube ja, dass es hier… …um Konsumverhalten Influencerinnen zehnmal mehr gibt als solche, die sagen, reduziert den Konsum, weil das ist nicht gut.

Milena:
Das auf alle Fälle. Es gibt ganz bestimmt mehr.

Richard:
Warum scheint mir die Generation Z so wenig belastbar zu sein, so wenig Durchhaltevermögen zu haben?

Milena:
Auf der einen Seite wahrscheinlich deshalb, weil die Generation Z sehr viel fordert und sehr viele Forderungen stellt. Die dann darauf schließen lassen, dass man der Generation Z nichts zumuten kann. Auf der anderen Seite aber, weil die Generation Z in vielen Bereichen Grenzen setzt. Das muss nicht immer gut und auch nicht immer schlecht sein. Aber ich habe das vorher schon kurz erwähnt. Wenn Generation Z sich einen Job sucht mit 20 Stunden und sie hat zum Beispiel 20 Stunden gearbeitet und wird nach Überstunden gefragt, sagt sie dann zum Chef beispielsweise, okay, aber wenn ich mir die nicht auszahlen lassen kann, dann mache ich sie jetzt. Nein,

Richard:
Da bin ich bei dir. Wenn es hier Vereinbarungen gibt, darum geht es ja, wie immer die ausschauen, das heißt, dass beide Seiten von vornherein wissen, es geht darum, dann glaube ich, dass wir beide das einhalten müssen. Und wenn wir heute einen Job zum Beispiel vergeben und sagen, okay, wir machen jetzt einmal sechs Monate aus, wirst du oder sie wie auch immer arbeiten, dann reden wir weiter. Und nach zweieinhalb Monaten, wenn es lang hergeht, wahrscheinlich nach zweieinhalb Wochen, sagt, der oder die Junge interessiert mich überhaupt nicht mehr wie der Champapa, weil sie, jetzt sage ich etwas flapsig, vom Tindern gewöhnt sind, wisch, wisch, wisch, wisch, wisch. Das ist ein kurzer Eindruck weg, ein kurzer Eindruck weg. Habe ich da einen falschen Eindruck?

Milena:
Bezogen auf die aktuelle Arbeitsmarktsituation ist es so, dass die Arbeitnehmer halt ein bisschen in einer stärkeren Position stehen momentan, dass sich viele Leute oder dass viele junge Leute glauben, dass sie sich auf Dauer alles so aussuchen können, wie sie es haben. Und das ist ein kurzer Eindruck weg. Deshalb, weil ich sage jetzt mal gerade während der Corona-Krise und jetzt in diesen ein, zwei Jahren danach war eine sehr große Auswahl da. Und viele haben die jungen Leute natürlich mit weiten Armen willkommen geheißen. Durch dieses Willkommen heißen hat sich die Generation Z dann gedacht, okay, na passt, wenn das so einfach geht, dass ich einen Job kriege, dann finde ich eben das, was ich wirklich, wirklich machen möchte.

Richard:
Das wirst du sehr selten finden. Da

Milena:
Stimme ich dir auf alle Fälle zu.

Richard:
Apropos Wissen. Woher generiert die Generation Z ihr Wissen? Was sind die Quellen? Nicht nur das Instrument, das Handy, das Wismar, aber was ist die Quelle des Wissens?

Milena:
Die Generation Z lebt von sehr vielen Quellen und von sehr vielschichtigen Quellen, sage ich mal. Generation Z googelt sehr viel in Social Media, vor allem auf TikTok. Jetzt mal nicht gewertet, ob diese Informationen dann immer richtig sind oder nicht.

Richard:
Gleich zusätzlich. Faktencheck. Ja. Wie stehen die jungen Leute zum Faktencheck?

Milena:
Auf der einen Seite sehen es junge Leute sehr wichtig, dass richtige Fakten weitergegeben werden. Die Bereitschaft, dann aber tatsächlich etwas zu tun, ist nicht immer gleich groß wie das Bewusstsein, dass es auch wichtig ist.

Richard:
Was wünscht sich die Generation Z von der Zukunft? Nämlich Privatleben und Arbeit. Da haben wir zwei Bereiche.

Milena:
Im Bereich Privatleben. Privatleben wünscht sich die Generation Z eine Sicherheit in der Beziehung. Die Generation Z hat nicht ganz so das Verlangen, einmal Kinder zu bekommen. Ist natürlich nicht bei jedem gleich, aber generell sinkt die Bereitschaft, Kinder oder mehrere Kinder zu bekommen, weil sie sich denken, oh Gott, wie kann ich nur in diese Welt ein Kind setzen. Auf der anderen Seite wünscht sich die Generation eben Sicherheit in der Beziehung und auch eine finanzielle Beziehung. Also Stabilität sowie ein Leben, das sie selbst erfüllt. Selbsterfüllung ist ein sehr wichtiger Punkt. Wobei, und das ist jetzt meine persönliche Meinung, nicht jeder wirklich weiß, was ihn denn auch erfüllt. Es ist mehr so das Streben nach dem nicht ganz Bekannten.

Richard:
Also ich glaube nicht, dass es sich damit wesentlich unterscheidet von den anderen Generationen. Vielleicht artikulieren Sie es lauter und vehementer, auch durch die heutige Situation, mit den Kindern, das sind ja auch so, es ist eine zweischneidige Sache. Wir wissen, dass unsere Fortexistenz nur durch Kinder generiert werden kann. Das heißt, wenn ich jetzt denke, ich will in Zukunft auch noch halbwegs überleben, dann müsste ich eigentlich Kinder in die Welt setzen. Außer, ich setze mich dafür ein, dass wir durch Immigration das auffüllen. Da sind wir aber wieder im interkulturellen Vergleich in der Frage. Wie geht die Generation Z um mit Immigration, mit Fremdtum, mit Fremdsein?

Milena:
Die Generation Z hat die Ansicht, dass einem die Welt eigentlich sehr offen steht. Jetzt auf die europäische Sicht bezogen, dass man sagt, als junger Mensch möchte man die Welt erkunden, man ist anderem gegenüber sehr offen. Man muss aber

Richard:
Rausgehen. Wenn die reinkommen, schaut das vielleicht anders aus.

Milena:
Ja und nein. Generell ist die Generation Z auch anderen Personen gegenüber sehr offen, stellt aber oft Forderungen, wie zum Beispiel, dass Personen, die von woanders herkommen, dann eben leisten müssen. Um in unserer Gesellschaft leben zu dürfen.

Richard:
Das finde ich gut. Ich selber will nur 20 Stunden arbeiten, aber die, die reinkommen, müssen leisten.

Richard:
Lassen wir es einmal so stehen. Lassen wir das mal so stehen. Das ist aber ein interessanter Aspekt dabei. Jetzt vielleicht noch so zum Abschluss. Wir zwei kommen ja aus ganz verschiedenen Generationen. Du könntest ja locker meine Enkelin sein. Wenn ich mich aber jetzt wiederum zur Generation 50 plus hinwende, das sind ja die mehreren, mit denen du umgehst. Weil mit den Buhmern hast du noch mehr selten zu tun, außer vielleicht mit deinen Eltern, etc. Generation 50 plus. Wie siehst du sie aus deiner Sicht heraus? Nämlich jetzt sowohl als junger Mensch als auch jemand, der voll im Business steht und sehr oft mit diesen Menschen zu tun hat?

Milena:
Generell sehe ich die Generation 50 plus als eine sehr leistungsorientierte Generation, als eine Generation, die sehr viel aufopfert, um im Berufsleben erfolgreich zu sein. Und als eine Generation, die prinzipiell ist ihr persönliche Erfüllung sehr wichtig. Sie stellen es aber für ihren Erfolg oft hinten an. Sprich, auch ein Job, der vielleicht nicht aus vollstem Herzen geliebt wird, wird trotzdem sehr ambitioniert und trotzdem sehr auch erfolgreich absolviert sozusagen und bearbeitet.

Richard:
Kannst du dir vorstellen, dass Menschen höheren Alters das, was sie tun, auch sehr gerne tun und dass sie nicht auf die Zeit schauen und dass das was Positives ist und nicht sozusagen ich muss jetzt noch mehr tun, sondern ich darf noch mehr tun?

Milena:
Ich glaube, dass das auf alle Fälle etwas ist, was mit dem Alter kommt, sozusagen ein das Bewusstsein, dass man schon mehrere Dinge im Leben gesehen hat und wenn ich viel gesehen habe, kann ich das, was ich habe, auch mehr schätzen und kann es auch mehr genießen, anstatt, so wie viele junge Personen,Generell einfach immer dem nächsten Hype sozusagen hinterher zu sein.

Richard:
Aber dann wäre es ja wahrscheinlich eine lohnende Aufgabe, diese Erfahrung von dir weiterzugeben an die Jungen und sagen, liebe Leute, es ist super, was ihr hier fordert und ihr habt in vielem Recht. Nur die Wirklichkeit schaut leider in vielen Bereichen anders aus. Und ich als sehr erfahrene, immer noch sehr junge kann euch sagen, es ist so, weil…

Milena:
Ja. Habe

Richard:
Ich was vergessen? Was uns in einer heute sehr diversen, sehr komplizierten Welt verbindet und was uns trennt. Vielleicht hast du noch einen Satz, diese beiden Dinge hineinzupacken.

Milena:
Was uns verbindet im

Richard:
Bezug… Was verbindet uns, wo wir aus drei, würde ich sagen, aus so unterschiedlichen Generationen sind, dass zwei andere, drei andere dazwischen hineinpassen.

Milena:
Also was auf alle Fälle verbindet. Was uns verbindet, ist der Wunsch, etwas Positives zum Großen und Ganzen beizutragen. Was uns in diesem Bereich unterscheidet, ist, dass vielen jungen Leuten die Perspektive und das Wissen fehlt, um zu wissen, wo sie richtig anpacken müssen.

Richard:
Liebe Milena, herzlichen Dank. Ich bin durch. Ich habe sehr, sehr viel von dir erfahren. Ihren Innenliebe Zuhörer, alles Gute und ich freue mich schon, wenn Sie das nächste Mal wieder dabei sind. Danke vielmals.

Richard:
Danke

Richard:
Fürs Reinhören in meinem Podcast. Mehr Informationen gibt es auf meiner Webpage richardkaan.com. Bis zum nächsten Mal.

Similar Posts