Von vier-rädrigen Oldtimern und von zwei-Beinigen

Von vier-rädrigen Oldtimern und von zwei-Beinigen

Von Zeit zu Zeit darf ich vor Publikum auch über meine Vergangenheit reden, nämlich von den fahrbaren Oldtimern.Und da drängt es sich auf, Vergleiche mit meinem heutigen Thema der „Senior Skills“ zu ziehen. Und da gibt es viel mehr Gemeinsamkeiten, als man auf den ersten Blick vermuten könnte…

Dauer: 00:07:51

Veröffentlicht am: 06.12.2023

Transkript

Richard:
Von vierrädrigen Oldtimern und von zweibeinigen. Es ist schon ein paar Jahre her, da wurde ich eingeladen zu einer Oldtimer-Veranstaltung nach Mallorca. Ich richte so mein Auto her und dann werde ich gerufen, ich möge helfen kommen zu jemand anderen, der ein Problem bei einem alten Auto hat. Und ich gehe dorthin und sehe ein wunderbares Vorkriegsauto, Hispano Suiza hieß dieses Ding, Krottflügel, länger als ein Käfer heute. Und unter dem Auto ein Mechaniker, der müht sich ab mit irgendwas Schweren und Plumps, fällt das Getriebe herunter. Der Mechaniker krabbelt heraus, ungefähr so hoch, kurze weiße Haare, schmale Hände, schwarze Fingerlegel und sagt, schön, dass du mir helfen kommst, danke, mein Name ist Heidi. Heidi? Heidi Hetzer. Heidi Hetzer, eine wunderbare Dame, die schon in ihrer Jugend als Rennfahrerin unterwegs war. Ich glaube, zu dem Zeitpunkt in Mallorca war sie, glaube ich, 77. Und sie hat danach eine Weltreise gemacht mit einem anderen alten Auto, 1928.

Richard:
Sie hat mich eingeladen, ich möge sie begleiten. Hat sie ein paar andere natürlich auch gesagt. Ich habe es nicht getan, heute tut es mir wahnsinnig leid, weil es war ein tolles Erlebnis sicherlich. Heidi ist inzwischen leider verstorben. Aber ihr könnt es nachlesen, heidi-und-die-welt.com.

Richard:
Aber es zeigt natürlich wunderbar, dass alte Autos und alte Menschen Volles leisten können. Die haben überhaupt sehr viel gemeinsam. Zum Beispiel, sie kommen überall hin, es dauert halt vielleicht ein bisschen länger, Autos werden undicht, beginnen zu tröpfeln. Warum ich das Ganze so lange mache, ist, weil ich mich nicht mehr mit Autos beschäftige.

Richard:
Ich

Richard:
Habe sie erst mal mit einem Autoprogramm ausprobiert, dann habe ich sie aufgemotzt und 30 Jahre später habe ich dieselben Autos dann restauriert. Und dann habe ich die Seiten gewechselt und wurde Gutachter. Dann habe ich es kritisiert, was die anderen Menschen so anstellen mit Autos. Ja und jetzt? Jetzt bin ich im Unruhestand.

Richard:
Ich

Richard:
Habe meinen Pensionsbescheid bekommen. Das ist ungefähr so, wie wenn du entmündigt wirst. Unter Aufsicht gestellt.

Richard:
Du darfst gar nichts mehr. Aber dabei will ich ja noch arbeiten. Ich will ja noch mindestens 20, 25 Jahre arbeiten, weil für mich Arbeiten ja nichts Negatives ist, sondern positiv. Aber du kriegst heute als Pensionist nicht einmal bei der Bank Geld. Wenn du dorthin gehst, erkunde ich sie. Höchstens nach deiner Gesundheit, wenn du dann Kredit laufen hast. Aber sie geben dir sicherlich keine neuen. Und daher habe ich beschlossen, in Zukunft, ich kümmere mich jetzt um die Millionen. Na eigentlich besser um die Milliarden. Glaubt ihr mir nicht? Machen wir einen Test, bitte. Ich habe ja nicht von Geld geredet. Machen wir einen Test. Wie viele Menschen gibt es auf der Welt ungefähr? Wer weiß das? 7, 8, 9 Milliarden, Tendenz stark steigen. Ungefähr 20 Prozent davon sind alte. Das ist ein herrlicher Markt für mich. Ganz ein Haufen Leute. Die erste, zweite Milliarde hätten wir schon.

Richard:
Aber wenn ich vom Geld reden will noch, Oldtimer ist zum Beispiel ein Riesengeschäft. Allein in Europa werden jedes Jahr zwischen 30 und 50 Milliarden Euro umgesetzt. Jedes Jahr. Weltweit ungefähr 70. Ja, habe ich genug zu tun für die nächsten Jahre. Aber ich wollte ja noch reden von Gemeinsamkeiten, von alten Autos und alten Menschen. Bergsteiger unter euch wissen, in höherer Höhe geht beiden die Luft aus. Am Kurzschluss gibt es auch ab und zu, bei dem einen oder bei dem anderen. Und sie bekommen beide so Spuren ihres Lebens. Beim Menschen heißt es Falten, beim Auto heißt es Patina. Gegen beides kann man was machen. Die Medizin ist ja erfindungsreich. Es gibt viele Möglichkeiten der Verbesserung. Machen wir jetzt eine Verbesserung. Aber da gibt es ja das Lied, ich weiß nicht, wer kennt, zum Beispiel Otto Reuter. Der hat schon über ältere Menschen und Falten ein Lied geschrieben.

Richard:
Eine Strophe darf ich zitieren. Nennen Sie einen Alten. Nennen Sie einen Alten. Kriegt er auch schon ein paar Falten. Dies hinkt halt bloß am Kopf zu sehen. Das andere ist vielleicht sehr schön. Also wenn das andere dann nicht so schön ist, kann man einiges dagegen unternehmen. Auto heißt das dann Restauration. Bis zur Vollrestauration geht das, beim Menschen ist das eher schwierig. Zumindest sieht man es. Auf jeden Fall beim Auto ist es so, wenn du dann so ein komplett restauriertes Auto hast, ist das ja zum Teil wahnsinnig viel Geld wert und damit magst du zum Beispiel keine Rennen mehr fahren oder du hättest gern so ein Auto und kannst es nicht leisten. Dann kaufst du eine Fälschung. Und der größte Markt für Fälschungen ist Argentinien. Also, als Gutachter habe ich mit diesen Dingen immer wieder zu tun gehabt und dann habe ich beschlossen, das möchte ich herausfinden, wie die das machen.

Richard:
Nur, ich kann ja nicht nach Argentinien fliegen und dann gehe ich zu falscher Werkstatt, sage, grüß Gott, ich bin der Sachverständige, ich hätte gern gewusst, wie sie erfälschen. Aber über einen Freund von einem Freund von einem Freund war die Halbschwester vom Türsteher. So bin ich reingekommen. Und da bin ich da in dieser kleinen Kabine, haben sie abgetastet von oben bis unten die Kamera, und das Handy, das zweite Handy habe ich im Socken gehabt. Schöne Fotos nachher geworden, aber ihr könnt euch vorstellen, dahinter ist mir auch die Runde eisgegangen. Auf jeden Fall, ich komme in diese Halle hinein und da liegen sie, da stehen sie, Ferrari, Maserati, Mercedes, was immer das Herz begehrt. Und selbst ich als Sachverständiger könnte es oft überhaupt nicht vom Original unterscheiden. Und die Dinger kosten ungefähr 10% vom Original. Und dann kommen diese Autos über den Asylmarkt. In der Atlantik unterwegs verlieren manche dann ihre Papiere, kriegen neue.

Richard:
Und diese Autos sieht man relativ oft dann auf Veranstaltungen. Und manche von ihnen sehe ich auch wieder als Sachverständiger vor Gericht. Aber was wiederum beide betrifft, nämlich alte Autos und alte Menschen, egal ob jetzt original oder nicht so ganz original, die Engländer sagen so treffend in Sätzen wie, use it or lose it. Man könnte auch sagen, Stillstand führt zum Verfall oder nie anfangen mit dem Aufhören. Ah ja, apropos Aufhören. Laut Wissenschaft haben 70-Jährige viel mehr Spaß als 30-Jährige beim Sex. Nächstes Jahr wäre ich 70.

Richard:
Danke

Richard:
Fürs Reinhören in meinem Podcast. Mehr Informationen gibt es auf meiner Webpage richardkaan.com. Bis zum nächsten Mal.

Richard:
Untertitelung. BR 2018

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