Die Gen Z aus Sicht eines Millenials – Manuel erzählt vom gemeinsamen Arbeiten

Die Gen Z aus Sicht eines Millenials – Manuel erzählt vom gemeinsamen Arbeiten

Manuel ist selbst -und -ständig, nämlich als viel beschäftigter Filmschaffender. Er hat nicht nur eine Reihe von Mitarbeitenden, sondern arbeitet auch für eine breite Palette unterschiedlicher Auftraggeber. Einige sind deutlich älter als er, andere wesentlich jünger.

Da er seit über zehn Jahren Maturabälle filmisch begleitet, hat er einen guten Überblick darüber gewonnen, wie sich das Verhalten der jeweiligen Altersgruppen über die Jahre hinweg verändert hat.

Dauer: 00:18:35

Veröffentlicht am: 24.01.2024

Transkript

Manuel:
Ich

Manuel:
Persönlich glaube einfach, dass die bei bestimmten Ansätzen schon sehr vieles richtig machen.

Richard:
Like what zum Beispiel?

Manuel:
Es ist ja fast schon ein Unwort, aber diese Work-Life-Balance-Geschichte, das erdet auch mich im Team, wenn ich merke, dass die das schon einfordern, dass sie gerne geregelte Arbeitszeiten und dass sie auch auf ihre Freizeit großen Wert legen, dann ist das auch ein positiver Nebeneffekt, der auch auf mich überschwappt.

Richard:
Manuel, schön, dass du ganz spontan zu einem Interview bereit bist. Kannst du dich ganz kurz vorstellen?

Manuel:
Mein Name ist Manuel Mellercher. Ich habe eine Filmproduktionsfirma seit jetzt bald zehn Jahren und bin unterwegs für verschiedenste Fernsehsender im Dokumentarbereich, bei Live-Produktionen, Live-Fernsehsendungen. Wir machen auch Imagefilme für Unternehmen. Das ist eigentlich unser Hauptgeschäft.

Richard:
Also für dein junges Alter machst du sehr viel. Kannst du mir auch noch verraten, wie alt du bist?

Manuel:
Aktuell bin ich 29 Jahre. Ich fürchte mich schon vor der 3. Es

Richard:
Tut nicht weh. Wichtig ist nämlich das Alter jetzt deswegen, weil wir uns vielleicht ganz kurz über Jugend unterhalten. Da passt du ja noch sehr gut dazu. Ich glaube, du fühlst dich wahrscheinlich irgendwo in der Mitte zwischen jugendlich und nicht mehr ganz jugendlich. Aber was du mir zu erzählen hast, betrifft junge Leute und deren Änderung des Verhaltens über die letzten 10 Jahre hinweg betrachtet. Du hast mir erzählt, dass du Matura-Bälle filmst, Livestream machst etc. und hast also einen sehr guten Vergleich über die 10 Jahre hinweg. Erzähl mir, wie ist das heute und wie war es vorher?

Manuel:
Also vielleicht darf ich vorher kurz nicht auf die Matura-Bälle eingehen, denn bezugnehmend auf die Jugend. Für mich ist Jugend, ganz, ganz wichtig, weil vor allem im Filmgeschäft mit den aktuellen Trends. Das heißt, du musst den aktuellen Content selbst konsumieren, um ihn auch gut umsetzen zu können. Die neueste Kameratechnik, diverse Gadgets, die Art zu drehen. Insofern ist für uns die Jugend ganz wichtig, weil die sich da natürlich viel leichter tut damit. Und das ist eigentlich auch ein bisschen unser Vorteil am Markt. Wir haben ein sehr junges Team. Also mein Team bin ich da so circa im Mittelfeld. Ich arbeite und beschäftige Leute, die sind 10, 20 Jahre älter als ich. Und wir haben aber auch Kameraleute, werdende Cutter bei uns im Team, die sind eben auch 10 Jahre jünger als ich. Und insofern ist mir das ganz wichtig. Sehr spannend, um jetzt auf das Thema zurückzukommen, zu den Matura-Bällen.

Manuel:
Die Matura-Bälle sind insofern sehr spannend für uns, weil das ist was sehr Reproduzierbares. Das heißt, wir haben pro Saison seit 10 Jahren so zwischen 20 und 35 Ballprodukte. Die Matura-Bälle, natürlich auch größere Bälle in Wien draußen, aber Bezug nehmen wir jetzt auf die Matura-Bälle. Und da ist es immer sehr spannend, weil im Prinzip das Prozedere, der ganze Ablauf, der Ballabend, der ist ja immer im Prinzip gleich.

Richard:
Die Technik hat sich sicherlich verändert, auch über die letzten 10 Jahre. Ja,

Manuel:
Natürlich die Technik schon, ja. Aber die Anforderung

Richard:
Ist im Prinzip die gleiche geblieben.

Manuel:
Die Anforderung ist fast die gleiche geblieben, aber auch wirklich der Ablauf und Instabilität, die wir hier haben. Insofern war es spannend, auch eine Veränderung auch wahrzunehmen, auch in der Jugend. Welche

Richard:
Art von Veränderung nimmst du da wahr? In welchem Zusammenhang?

Manuel:
Insofern ist es, es ist schon sehr spannend bei Matura-Bällen, weil wir haben auch die Gelegenheit, einmal wirklich in so eine beobachtende Rolle zu kommen. Das heißt, wir haben dann irgendwo dann einmal so eine Stunde Zeitbuffer und da kann man dann wirklich mal sitzen. Und so das ganze Geschehen, die Aufregung und alles, was da natürlich dazu kommt. Wir können das Ganze so ein bisschen beobachten. Und das ist irrsinnig spannend, weil mich natürlich als Videoproduzent, wir produzieren ja eben auch Content für diese Generation und für diese Zielgruppe. Und insofern ist es immer spannend. Ich versuche dann immer zu schauen, was konsumieren die vielleicht selbst in der Zeit? Wie gehen die mit dem Handy um? Welche Fotos und Videos machen sie selber? In welchem Stil? Und beobachte das einfach irrsinnig gerne. Da dürfte

Richard:
Sich ja relativ viel verändert haben, weil die Leute heute, die jungen Leute heute, sehr viel Content selber machen. Das war ja vor zehn Jahren nicht der Fall.

Manuel:
Genau, da merkst du einfach, wie die Zielgruppe sich natürlich viel einfacher tut, da mit dem Handy Fotos und Videos zu posten und zu veröffentlichen, das fällt denen vielleicht als uns, also da merke ich allein in den zehn Jahren schon einen großen Unterschied. Ein sehr einschneidendes Erlebnis, was ich schon so irgendwie als Tendenz erkennen kann, ist halt, Matura-Bälle sind schon dafür bekannt, dass sie oftmals sehr chaotisch sind. Es

Richard:
Bedeutet Stress, es bedeutet Zeitnot, es bedeutet viel Geld, das da bewegt wird. Es bedeutet aber auch, dass du als junger Mensch selten deine entsprechende Vorbildung haben kannst. Also es ist eine echte Challenge, damit umzugehen.

Manuel:
Es ist absolut eine echte Challenge und vor allem, sie wollen sich auch beweisen. Sie wollen sich von den Eltern beweisen, von den Lehrern, von den Freunden. Ich glaube, dass das nach wie vor noch so ist. Sie wollen das schon größtenteils alleine über die Bühne bringen.

Richard:
Was? Was das aber heißt.

Manuel:
Genau.

Richard:
Dass es nicht ganz so einfach ist, wie sie sich das oft vorstellen.

Manuel:
Dass es nicht so einfach, dass es nicht so einfach dann ist. Und dementsprechend sind wir dann sehr bemüht. Sei es eine Location, Techniker, Bands, wie auch immer. Wir sind schon sehr bemüht, dass wir Dinge rundherum kompensieren, damit es dann trotzdem alles gut über die Bühne geht. Und das ist ein schöner Abend für die Kids. Sind

Richard:
Die Kids, die jungen, die jungen Erwachsenen, sind die selbstständiger geworden?

Manuel:
Also was ich schon erkennen kann, ist dieser Problemlöseansatz. Der, der ist schon gesunken, wie wir das so wahrnehmen.

Richard:
Das Handy kann hier keine Lösung bieten. Das Handy

Manuel:
Und Google und Co, das bietet hier sicher nicht die Lösung, sondern da ist irgendwie selbstständiges Agieren binnen kürzester Zeit, Entscheidungen treffen. Und da habe ich persönlich schon das Gefühl, dass ihnen einfach viel zu oft die Entscheidung abgenommen wird, beziehungsweise auch wenn einmal was nicht so gut läuft, dann wird ihnen, glaube ich, schon sehr oft, vielleicht sogar das ein oder andere Mal zu oft aus der Batsche geholfen.

Richard:
Könnte das aber heißen, dass Problemlösungskompetenz nicht zunimmt?

Manuel:
Also zunimmt sie sicher nicht.

Richard:
Also vorsichtig ausgedrückt.

Manuel:
Sehr vorsichtig ausgedrückt. Also ich nehme nicht wahr, dass sie zunimmt. Was ich schade finde, die Eltern müssten, glaube ich, die Kids, ich meine, das ist jetzt, ich selbst habe noch keine Kinder. Ich hoffe, dass ich das jetzt nicht nur einfach so raus posaunen kann und dann mein Wort nicht halten kann. Aber ich glaube, man muss die einfach viel öfters ihre Erfahrungen machen lassen. Und auch wenn die nicht positiv sind, besser in diesem Alter, wo noch nicht viel passieren kann. Weil jetzt, du hast es schon angesprochen, bei einem Matura-Ball, da ist sehr viel Geld dahinter. Die hantieren da wirklich mit großen Summen. Du bist da dann gleich einmal. Bei Location, Band und Co. Du bist da dann wirklich gleich einmal bei 50 bis 100.000 Euro. Das sind so abstrakte Zahlen für die Jugendlichen.

Richard:
Verdienen die Kinder das mit dem Matura-Ball? Hast du das Gefühl?

Manuel:
Ja, sie verdienen es schon. Du merkst aber dann große Unterschiede zwischen den Schulen. Das war auch eine sehr spannende Erfahrung. Das wäre mir in meiner Schulzeit nicht aufgefallen oder ich hätte nicht daran gedacht. Aber du merkst einen großen Unterschied zwischen den Schulen. Wenn es sich um selbstständiges Arbeiten angeht, der Umgang miteinander, das ist schon…

Richard:
Das ist ein wichtiger Punkt, denn wir haben ja heute New Work. Wobei das vielleicht für die Jungen noch nicht ganz Alltag ist, aber das ist eine Forderung schon. New Work, also ich will wertgeschätzt werden, ich will wahrgenommen werden, ich will sichtbar sein, ich will meine Entscheidungen fällen dürfen etc. Wie siehst du diese Forderung? Gleichzeitig aber den Umgang der jungen Leute untereinander und mit der Problemlösung. Kann es sein, dass diese Forderung nach Wertschätzung plötzlich in einer Krisensituation massiv an Bedeutung verliert? Oder ich frage anders. Wir haben heute ein… Beim Arbeiten haben wir eine andere Situation als auch noch vor zehn oder vor 15 Jahren. Damals hat geheißen, mach, ich kontrolliere und dann kriegst du vielleicht… Wenn es gut läuft, heißt es, es ist in Ordnung. Und wenn es super läuft, kriegst du ein Lob. Heute sind die Forderungen ganz anders. Merkt man diese jetzt und zukünftigen Forderungen von den jungen Leuten schon im Verhalten, wenn sie hier ein Unternehmen Matura Ball steuern?

Manuel:
Also ich habe jetzt natürlich den direkten Vergleich jetzt nicht so zu Arbeitnehmern, zur Arbeitssituation, wie das früher so war. Du

Richard:
Bist Auftragnehmer aber in dem Fall, verstehst? Die beauftragen dich. Wir haben schon den Umgang mit anderen Firmen. Und Auftraggeber, Auftragnehmer Situation. Erst

Manuel:
Kürzlich ist es passiert, dass wir von einer Location angerufen wurden, voller Panik. Dort wären wir ohnehin noch hingefahren, aber zu einem späteren Zeitpunkt. Und das war, glaube ich, eine Stunde oder eineinhalb Stunden vor Veranstaltungsbeginn. Und dann haben die uns ganz panisch angerufen, dass anscheinend die Maturanten ein falsches Paket gebucht haben, als das, was sie eigentlich wirklich brauchen würden an diesem Abend. Und das

Richard:
Ist wichtig?

Manuel:
In dem Fall war es ganz wichtig, dass es das größere Paket ist mit der Live-Übertragung, damit wir uns um die ganzen Zuspielungen und die ganze Video-Übertragung et cetera kümmern. Und dann haben wir überhaupt noch mal versucht, den Fehler ausfindig zu machen. Dann haben wir die Verträge natürlich zeitgleich kontrolliert, gecheckt, ob bei uns irgendwo was daneben gegangen ist, während wir den Bus eingeräumt haben und dann dort hingeglüht sind. Ohne Rücksicht auf Verluste.

Richard:
Startzettel.

Manuel:
Genau, also das hätte keine Rolle mehr gespielt. Und dann war es wirklich so, das hat mich schon sehr verblüfft, als wir dort angekommen sind und als ich auch mit den Maturantinnen dort telefoniert habe. Das war dann so, ja, wir brauchen das heute. Dann habe ich gesagt, ja, stimmt, ihr braucht das wirklich. Aber ihr habt das nicht gebucht. Wir räumen jetzt gerade den Bus ein. Aber wir brauchen das heute. Ja, stimmt. Wir versuchen jetzt das Beste daraus zu machen, gemeinsam mit der Location, mit den Technikern von Ort. Das geht jetzt nur mehr, weil wir alle zusammengreifen. Ja, wir brauchen das heute.

Richard:
Okay, das heißt, wenn wir jetzt den Hintergrund davon sehen. Erstens, es ist eine ökonomische Entscheidung. Es kostet mehr Geld. Das muss man klären. Das Zweite wäre zu sagen.

Manuel:
Das hat zu diesem Zeitpunkt keine Rolle mehr gespielt. Da ging es nur mehr darum. Es

Richard:
Spielt keine Rolle. Aber das unterscheidet ja nicht Junge von Alten. Das ist einfach so, das ist jetzt Krise. Jetzt muss so sein. Jetzt kostet, was es wolle. Aber das andere ist der Umgang damit. Ja, eigentlich müsste es ja heißen. Bitte lieber Manuel, kannst du uns helfen? Und das war dann, wenn ich es richtig verstanden habe, nicht. Sondern es war eine Forderung, die quasi im Raum steht und mach gefälligst.

Manuel:
Für mich persönlich hat sich das sehr fordernd angehört. Und mein persönlicher Eindruck war einfach, das war die einzige Lösung für diese Maturantin, für diese angehende Maturantin, das hier jetzt einzufordern. Weil Plan B hätte es nicht gegeben oder man hätte auch, man wäre nicht im Stande gewesen, über einen Plan B nachzudenken. Man hat sich wirklich darauf verlassen, dass dieses Problem jetzt von einer anderen Person gelöst wird. Und das ist alternativlos.

Richard:
Aber im Großen und Ganzen unterscheidet sich das jetzt nicht von Jung oder Alt. Das wäre vor 30 Jahren das Gleiche gewesen. Außer, dass man heute die Forderung erhebt, wir müssten besonders wertschätzend miteinander umgehen. Und wir müssen, müssen, müssen. In der Krise verliert das alles seine Bedeutung. Das ist mein Schluss daraus. Und

Manuel:
Die Selbstverständlichkeit war schon sehr spannend. Diese fordernde Selbstverständlichkeit. Die

Richard:
Ist jetzt, meinst du, höher, als sie früher war?

Manuel:
Das empfinden wir schon so, ja. Also das ist jetzt quasi ein, das war jetzt schon ein Worst-Case-Szenario, was sich dann aber im Guten aufgelöst hat. Aber das sehen wir schon in den Besprechungen, in den Details, dass, dass, ja.

Richard:
Vielleicht noch eine Frage zu Leadership und Führung, denn es spielt ja auch eine wichtige Rolle. Wenn heute junge Leute vom Arbeiten reden, abgesehen jetzt von der Zeit, die sie in Arbeit investieren wollen, die, sagen wir, viel geringer ist, ist ja oft die Forderung der kollektiven Führung. Wir wollen überall mitreden. Wir wollen nicht, dass über uns hinweg entschieden wird. Matura Ball ist, glaube ich, ein gutes Beispiel dafür, wie sowas funktioniert.

Manuel:
Ja, wäre theoretisch sicher ein gutes Beispiel. Da ist es nur so, dieses Thema betrifft die Maturantinnen, glaube ich, in der Anfangsphase. Wenn der Haufen dann aber größer wird und komplexer wird, dann können sie gewisse Dinge einfach nur mehr ihrem freien Lauf überlassen. Oder

Richard:
Aber es kristallisieren sich ein, zwei, drei heraus, die Führungsrollen übernehmen.

Manuel:
Genau. Weil

Richard:
Die kollektive Mitsprache dann einfach nicht mehr geht.

Manuel:
Genau, weil das Thema einfach zu komplex ist. Der Ansatz, glaube ich schon, dass der richtige, so wie du ihn gerade beschrieben hast, in einer früheren Phase, wo wir dann aber dazukommen, wo wir dann wirklich intensiveren Kontakt mit ihnen haben, da ist wirklich schon, da wird ihnen schon sehr viel abverlangt. Und da geht es dann schon in die finale, sehr heiße Phase.

Richard:
Aber man könnte sagen, sozusagen willkommen in der Wirklichkeit. Im Prinzip müssen ein oder zwei Leute anschaffen, weil es dann nicht mehr anders geht.

Manuel:
Und da merkst du auch die großen Unterschiede zwischen den Matura-Bällen. Die Matura-Bälle eben, wo es funktioniert, da haben sich eben diese ein, zwei, drei Kandidaten herauskristallisiert. Und dann gibt es aber trotzdem Bälle, wo es die meiner Meinung nach dann nicht so wirklich gibt. Und dann wird das Ganze sehr spannend.

Richard:
Könnte man, könnte man lange darüber nachdenken. Aber auf jeden Fall, man könnte die These aufstellen, dass kollektive Führung wunderbar funktioniert, solange keine Krisensituation ist, solange es nicht extrem stressig ist. Und dann wird sie wahrscheinlich nicht mehr gehen.

Manuel:
Genau, weil die Krisen und der Stress meiner Meinung nach die Situationen sind, die sie einfach viel zu selten…

Richard:
Weil sie auch nicht trainiert sind dafür. Damit schließt sich im Prinzip der Kreis, wenn du vorher nicht Anforderungen hast, die du erfüllen musst. Und try and fail und try again, fail better. So nach dem Motto, ich muss einmal auf die Nasen fallen. Genau.

Manuel:
Meiner Meinung nach merkt man einfach, dass sie viel zu selten mit Krisen oder Stresssituationen in Berührung kommen. Und das funktioniert unweigerlich dann irgendwann nicht

Richard:
Mehr. Gut, und jetzt wollen wir noch einen positiven Abschluss finden daraus. Wenn du heute siehst, junge Leute, die 10, 15 Jahre jünger sind als du. Wo siehst du die Vorteile, in deren Art und Weise mit Arbeit umzugehen?

Manuel:
Also ich persönlich glaube einfach, dass die bei bestimmten Ansätzen schon sehr vieles richtig machen.

Richard:
Like what, zum Beispiel? Ja,

Manuel:
Es ist ja fast schon ein Unwort, aber diese Work-Life-Balance-Geschichte, das erdet auch mich im Team, wenn ich merke, dass die das schon einfordern. Dass sie gerne geregelte Arbeitszeiten und dass sie auch auf ihre Freizeit großen Wert legen. Dann ist es auch ein positiver Nebeneffekt, der auch auf mich überschwappt, weil…

Richard:
Das heißt, du arbeitest dann nicht mehr 70 Stunden, sondern 50. Ist das der Sukkus daraus?

Manuel:
Oder statt 90, 70 oder so irgendwie in die Richtung. Also

Richard:
Ich würde sagen, es ist nicht ganz treffend auf Work-Life-Balance.

Manuel:
Nein. Aber was wirklich sehr positiv ist, wenn man sich wirklich mit den Personen auseinandersetzt. Ich habe wirklich die Kandidaten bei mir im Team gehabt, die haben wirklich einen 9-to-5-Job eingefordert. Und die haben mir auch gleich zu Beginn klar zu verstehen gegeben, dass das eigentlich indiskutabel ist, in Ausnahmesituationen mal länger zu bleiben.

Richard:
Gut, aber das wäre ja noch im Bereich der heute Normalarbeitszeit von, was weiß ich, 38 bis 40 Stunden. Und bei dir und deinem Team ist es ja oft nicht so. Es ist nicht notwendig, weit darüber hinaus zu gehen.

Manuel:
Und jetzt habe ich aber einfach schon gemerkt, wenn du mit den Leuten richtig umgehst, wenn du sie wertschätzend behandelst, wenn du sie auch in Entscheidungen mit einbindest. Aber mir können zum Beispiel Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze selbst zusammenstellen, so konfigurieren lassen. Sie können sich selber ihre Ausbildungen aussuchen. Das wird dann abgestimmt, abgewogen, wie auch immer. Und wenn man ihnen diese Freiheiten gibt und wenn man sie in diese Entscheidungsfindungen auch mit einbezieht, dann merkt man schon, dass die bereit sind, einfach auch, wenn es darauf ankommt, mehr zu leisten. Etwas

Richard:
Mehr zu leisten. Aber ich höre heraus, dass eine Normalarbeitszeit, also jetzt nicht, ich weiß nicht, 20 Stunden oder 25 Stunden, also eine darüber hinausgehende, durchaus etwas ist, was die jungen Leute akzeptieren und auch haben und haben wollen und nicht, wie man allgemein behauptet, die jungen Leute wollen nicht mehr arbeiten.

Manuel:
Sie machen, glaube ich, ganz einfach einen Unterschied zwischen Jobs, die sie interessieren.

Richard:
Also Sinnfrage,

Manuel:
Purpose heißt es, glaube ich, im Englischen. Genau, genau. Gerne verwendet der Purpose. Wenn sie einen Sinn in ihrer Arbeit erkennen, damit wandelt sich das Blatt dann.

Richard:
Lieber Manuel, das ist ein sehr schönes Schlusswort. Ein Plädoyer, unsere jungen Leute einzusetzen, aber so einzusetzen, dass sie einen Spaß an der Arbeit haben, dass sie wissen, wofür sie arbeiten. Und dann brauchen wir uns über mögliche Minderleistungen überhaupt nicht beklagen, weil sie bringen wahrscheinlich die gleiche Leistung wie alle anderen auch.

Manuel:
Absolut, ja, da sehe ich überhaupt keinen Unterschied.

Richard:
Lieber Manuel, vielen Dank. Danke fürs Reinhören in meinem Podcast. Mehr Informationen gibt es auf meiner Webpage richardkaan.com. Bis zum nächsten Mal.

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