In einer kurzen Pause zwischen unfassbaren Motorradtouren treffe ich Margot, eine bemerkenswerte Frau, die erst in späteren Jahren zum ersten Mal auf einem Zweirad saß. Doch anstatt sich von ihrem Alter abhalten zu lassen, erkundete sie gleich den fernen Osten. Für Margot ist Altern wie das „Besuchen ferner Orte“ wie Jaipur oder Luang Prabang – ein Ort, den man eine Weile besucht und dann weiterzieht. Sie betont, dass man im Kopf nur dann alt wird, wenn man aufhört zu lernen. Erfahren Sie mehr über ihre inspirierende Geschichte und ihr Buch ‚Einfach abgefahren‘, erschienen im Ullstein Verlag Berlin.
Transkript
Richard:
Altern ist für mich wie ein Ort. Eine Weile bleibe ich da und dann ziehe ich weiter. Dieses schöne Bild habe ich von Margot bekommen, wie ich sie gebeten habe, mir eine Geschichte zum Thema Altern zu geben. Für sie bedeutet das die Kindheit, der erste Schultag, die ersten Freunde, die Schwierigkeiten in der Schule, die Umarmung der Eltern, die Matura, Studium, Familie, auch Kinder, alles was so dahergekommen ist. Und irgendwann, wie sie dann älter geworden ist, hat sie beschlossen, sie will den Ort wechseln. Eine Zeit lang zumindest. Dann hat sie sich ein Motorrad gekauft, mit 65, noch nie auf einem Motorrad gesessen vorher. 11 PS hat das Ding gehabt, also eigentlich mehr ein Moped, mit dem ist sie gegen Osten gefahren, gegen Südosten. Und hat in vier Monaten rund 20.000 Kilometre bewältigt, ist durch 17 oder 18 Länder gefahren. Wie sie wieder zu Hause war, hat sie schon wieder das Fernweh gepackt und sie hat sich ein größeres Motorrad gekauft, damit sie nicht so viel schieben muss und ist wieder losgefahren.
Richard:
Wieder ähnlich weit, ähnlich lang, etwas andere Richtung, trotz aller Schwierigkeiten, die ihr hätten passieren können oder die ihr beim ersten Mal passiert sind, vom Steckenbleiben und Größten. Technischen Unbill von Flüssen, die sie nicht durchqueren konnte und herausgezogen werden muss und ähnlichen Dingen. Und daneben hat sie fürchterliche politische Situationen erlebt oder erleben müssen. Auf der anderen Seite aber wunderbares Erfahren von Menschen mit einer unheimlichen Gastfreundschaft, mit einer Hilfsbereitschaft, sodass ihr jetzt noch beim Erzählen das Herz übergeht. Und wenn ich sie frage, was ist dir geblieben davon, dann sagt sie, das Leben ist schön und die Menschen sind gut. Danke sehr.